Klar und deutlich

Jemand reagiert genervt auf meine Fragen (warum auch immer); ich ziehe mich zurück und weiche aus. Die Kommunikation ist gestört und wird kompliziert – ich bin befangen und scheine immer den falschen Zeitpunkt zu erwischen. Mit der Zeit werde ich unsicher und ärgere mich: So funktioniert das Miteinander nur mittelmäßig. Ich sollte ein klärendes Gespräch suchen, obwohl mir derartige Unterhaltungen nicht leichtfallen. Wie sag ich´s nur, denke ich – und was genau? Früher als gedacht, ergibt sich die Gelegenheit; ich ergreife sie (aufgeregt, aber entschlossen) und spreche an und aus, was mir Mühe macht. Es wirkt wie ein Gewitter, nur weniger erratisch: währenddessen überwältigend und durcheinander wirbelnd, danach ist die Luft zwischen uns wieder klar und sauber. Wie wunderbar! Ich will mir das merken – es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.

Ein Fest: klar und leicht

Ein Freund lädt uns zu seinem Geburtstag ein. Was er sich wünscht, will ich wissen. Die Antwort kommt prompt: Gar nichts, er habe alles und wolle auch nicht wieder ein Buch bekommen – was er lesen möchte, kaufe er sich selbst. Er würde sich freuen, wenn wir kämen: Die seit einigen Jahren gleiche Gästeliste habe sich ebenso bewährt wie der gekaufte Kuchen, den er uns kredenzen werde.

Ich finde diese Klarheit wunderbar: Er weiß, was ihm gefällt, und macht sich und uns das Zusammensein leicht.

Klare Worte

Es soll Experimente gegeben haben, in denen Neugeborene nur versorgt wurden. Klare Worte oder Zuwendung dagegen bekamen sie nicht. Derartige Unternehmen endeten tragisch: Die Kinder starben. Wie schrecklich und wie unnötig! Das Ergebnis müsste jedem auch ohne Experiment klar sein. Wir sind soziale Wesen und müssen kommunizieren – egal, ob verbal oder non verbal.

Klar und schön

Ich mag es, wenn Menschen sich gut ausdrücken, wenn etwas schön klingt. Ich mag klar gewählte Worte. Damit meine ich keine besonderes intelligente Sprache: Klar kann einfach und darf nicht kompliziert sein, meist auch kurz. Ich möchte verstehen, was gesagt oder geschrieben wird, ohne lange darüber nachdenken oder ein Fremdwörterbuch zu Hilfe nehmen zu müssen.

„Gönn dir“, schallt es manchmal durch unser Haus. Das ist kurz und klar, aber schön finde ich es nicht. „Mach mal kein Auge“, ist auch kurz, aber weder schön noch leicht verständlich. Aus „echt krass“ sind wir rausgewachsen. Mal sehen, was sonst noch so kommt an „klar, aber nicht schön“.

Viel Punkt, kein Komma

Hauptsätze sind gut. Hauptsätze haben eine betörende Einfachheit. Sie sind meist klar strukturiert und immer gut verständlich. Sie erlauben allerdings auch wenig Interpretationsraum. Das muss nicht schlecht sein. In Hauptsätzen geht es um Information und sonst wenig mehr. Abschwächungen haben kaum Platz in ihnen. In einfachen Sätzen lässt es sich schwer zwischen den Zeilen lesen. Auch das muss nicht schlecht sein.

Wie viel Spannung kann man reinpacken in einen kurzen Satz? Wie komplex kann man sein in schlichten Sätzen ohne Komma? Ist ein Satz ohne Komma immer schlicht und einfach? Kann ich alles ausdrücken in diesen gewöhnlichen Subjekt-Prädikat-Objekt-Strukturen? Es ist einen Versuch wert. Er strengt an. Der Versuch strengt an. Ich denke nicht in so klaren Kategorieren. Ich denke eher in Schattierungen in grau und relativiere ganz gern. Woran liegt das? Will ich mich absichern vor unangenehmen Schlussfolgerungen anderer? Ich weiß es nicht. Ich weiß so vieles nicht. Nur soviel: Mit nur Hauptsätzen schaffe ich nicht so leicht 1.952 Wörter.