Ironisch unbegabt

Es ist schwer für mich, die Worte zynisch, ironisch und sarkastisch genau zu definieren. Natürlich kann ich nachlesen – und kenne den groben Unterschied: Ironie ist ein eher freundliches Stilmittel; Sarkasmus und Zynismus dagegen sind eher unfreundlich motiviert. Im Gespräch kann ich unterscheiden zwischen ironischen und sarkastischen Bemerkungen: Über die einen kann ich meistens lachen und erkenne sie doch nicht immer auf Anhieb. Die anderen sind eindeutig, aber selten – zum Glück: Sie erschrecken und verletzen mich gleichermaßen.

Ich beobachte immer wieder Menschen, die Ironie `können´, ohne sich anzustrengen – mein Mann zum Beispiel und (wahrscheinlich genetisch bedingt) auch einer meiner Söhne. Letzter war schon als kleiner Junge unbewusst ironisch und setzt diese Gabe auch als Teenager gezielt und gern ein. Ich selbst bin dagegen zu wenig schlagfertig und im Formulieren zu vorsichtig; ich muss mich um Ironie bemühen – vergeblich: Sie funktioniert am besten spontan und ungeplant. 

Wok sei Dank!

Mein Mann: „Dagmar, das Essen schmeckt hervorragend!“

Ich: „Ja, danke …, aber das liegt daran, dass ich das Gemüse im Wok gemacht habe. Da bleibt alles schön al dente.“

1. Kind: „Stimmt, und der Tisch ist auch so hübsch gedeckt.“

Mein Mann: „Die Töpfe und Pfannen spielen eine nicht unwesentliche Rolle für den Geschmack.“

2. Kind: „Im Grunde ist auch das Kleinstadt-Leben ein Garant für leckeres Essen.“

3. Kind: „Genauer gesagt ist die dezentrale Wohnlage – am Rande der Stadt, die Wiesen vor der Tür – ein nicht zu unterschätzender Faktor.“

4. Kind: „Diese ländliche Luft macht ebenfalls etwas aus – und für die sorgt der Kuhstall hinterm Sportplatz.“

Mein Mann: „Deine Freundin die Bäuerin ist verantwortlich, genau.“

Dem Wok sei Dank für das al dente-Gemüse; meiner Familie sei Dank für diese ad hoc-Ironie. Gott sei Dank kam das fünfte Kind erst später …