Buchstäblich Zweck-los

Jeder lernt in der Fahrschule, dass Hupen nur einen Zweck hat: darauf hinzuweisen, wenn ich oder andere gefährdet sind – als Warnung. Hupen aus Protest ist ebenso wenig erwünscht oder erlaubt wie Hupen aus Freude über einen Sieg der Fußball-Nationalmannschaft. Letzteres passiert selten, ist meist vorhersehbar und stört wohl die wenigsten. Anders geht es zumindest mir, wenn (meist ungeduldige) Autofahrer ihrem Ärger buchstäblich lautstark Nachdruck verleihen: weil der ganz vorn an der Ampel nicht schnell genug losfährt, ein Fußgänger zu langsam die Straße überquert oder ein Spurwechsler dafür länger braucht, als der hinter ihm Fahrende für notwendig erachtet.

Ich persönlich war mit derart zwecklosem Gehupe noch nie gemeint; ohnehin bin ich als vorbeifahrender Radfahrer meist gänzlich unbeteiligt. Aber als solcher höre ich das Ärger-Hupen besonders gut, erschrecke und bezweifle jedes Mal, dass es etwas bringt, sprich: seinen Zweck erfüllt.

Bei Eile hupen?

Kürzlich fuhr ich mit dem Auto auf der Hauptstraße und wollte links abbiegen. Von dort kamen einige, die ebenfalls links abbiegen wollten – und weil die Straße ansonsten frei war, es sich anbot, ich es nicht eilig hatte, ich vielleicht freundlich sein wollte(?), ließ ich zwei dieser Linksabbieger vor. (Aus dieser Nebenstraße nach links heraus zu fahren, erweist sich erfahrungsgemäß als schwierig.) Während ich also die zwei Autos herauswinkte, hupte der Mann im Fahrzeug hinter. Er wollte ebenfalls links abbiegen, musste nun aber etwa vier bis fünf Sekunden länger darauf warten – und hupte etwa ebenso lang.

Meine Tochter fragte mich, warum er hupe und ob ich das auch machen würde. Nö, ich mag die Hupe nicht so wirklich. Ich werde auch nicht gern angehupt: Es erschreckt mich; und normalerweise denke ich mir was dabei, wie ich fahre. Es gibt kaum eine Situation, in der ich selbst die Hupe nutzen würde. Vielleicht wenn ich – wie auch immer – merken würde, dass ein anderer Verkehrsteilnehmer kurz vor dem Sekundenschlaf ist. Oder wenn mich einer überholen will, während ich gerade ein Kind über die Straße lasse. Oder wenn meine Bremsen versagen. Oder so.

Ich würde wahrscheinlich hupen, um andere auf eine Gefahrensituation hinzuweisen, nicht aber, um meiner Eile Nachdruck zu verleihen.