Efeu häckseln

Im Herbst beschneiden wir die Büsche und Sträucher in unserem Garten und häckseln, was dabei anfällt. Es ist eine Menge; wir sind jedes Jahr einige Nachmittage damit beschäftigt. Bei gutem Wetter macht diese Arbeit sogar Spaß: Man bewegt sich und ist an der frischen Luft. Kinder und Jugendliche verstehen unter Spaß etwas anderes …

Manche Äste lassen sich problemlos häckseln – gerade Weidenruten, gern leicht verholzt. Andere stellen höhere Ansprüche an die Leistungsfähigkeit des Häckslers und die Geduld der Häckselnden: Stark verzweigte, sehr dicke Äste eignen sich zum Beispiel nicht besonders gut. Ausgesprochen mühsam ist es mit Efeu: Die Ranken sind einfach zu weich und die Blätter sehr saftig – beides verstopft schnell den Häcksler.

Während ich Zweiglein für Zweiglein in unseren zuverlässigen Häcksler stopfe, denke ich: Das Leben ist ebenfalls unterschiedlich `schön´ – manche Phasen sind leichtgängig, manche mühselig. Dazwischen eingestreut liegen Zeiten, in denen man Rückenwind hat, die perfekte Welle erwischt oder alles `wie ein Länderspiel läuft´, wie mein Vater sagen würde.

Obwohl sie so verschieden sind wie Efeu und Weidenruten, ähneln sich die Phasen unseres Lebens: Sie gehen vorbei, entweder quälend langsam oder wie im Flug. Und sie lassen uns alle irgendwie reifen – wahrscheinlich je mühseliger desto deutlicher. (Trotzdem bin ich froh, dass nicht nur Efeu in unserem Garten wächst.)