Mit meinem Nachbar rede ich über Gefälligkeiten beziehungsweise Freundschaftsdienste, die aus vielerlei Gründen buchstäblich unbezahlbar sind. Manchmal ist die einzige Möglichkeit, sich zu revanchieren, dem anderen ebenfalls einen Gefallen zu tun. „Da gibt´s dann eine großzügige Grillung, und dann passt das wieder“, sagt er. Ich horche seinen Worten hinterher. Mir gefällt diese neue Wortschöpfung: Du hilfst mir / leihst mir was – und ich vergüte das nicht monetär, sondern anders. Im Sommer mit einer Grillung, im Winter gibt´s vielleicht eine Kochung oder – je nach Geschmack – eine Backung … Ganz egal was, Hauptsache großzügig!
Großzügig
Kurz vor Silvester hat ein Freund von uns eine kleine ambulante OP vor sich, ohne Vollnarkose; ein ähnlicher Eingriff in der Vergangenheit lief nicht so toll. Entsprechend ist unser Freund schon Tage vorher sehr nervös – und bittet uns um Gebet. Am Tag X selbst läuft dann alles wunderbar anders als beim letzten Mal: Der Chirurg ist empathisch und kompetent; eine freundliche Assistenzärztin findet freundliche Worte, so dass die Zeit schnell vergeht; die örtliche Betäubung wirkt hervorragend.
Als wir hinterher miteinander telefonieren, hören wir förmlich, wie erleichtert unser Freund ist: „Es war so viel besser, als ich es mir hätte ausdenken können“, sagt er, „Gott hat sich nicht lumpen lassen.“ Sein Erlebnis freut und ermutigt mich. Für die Herausforderungen, die im Neuen Jahr auf mich zukommen, wünsche ich mir dasselbe: dass Gott sich nicht lumpen lässt, wenn ich mit meiner Nervosität und meinen Befürchtungen zu ihm komme.