Selbst- und Fremdwahrnehmung

„Ich habe mich gewundert, wie unruhig es bei euch zugeht“, sagt eine Bekannte, die zum ersten Mal bei uns im Gottesdienst ist, „Leute kommen und gehen, haben ihr Handy präsent und reden miteinander.“ Es gäbe wenige Momente andächtiger Stille, sagt sie.

Sie hat recht, es geht ungezwungen zu bei uns. Das Gemeindehaus und die Gemeinschaft sind nicht steif und fremd, sondern vertraut und häuslich; die Atmosphäre ist eher herzlich und familiär. Die meisten kennen sich schon seit vielen Jahren und treffen sich nicht nur Sonntag morgens. Und das Handy dient einigen als Bibelersatz oder sie fotografieren, was der Prediger vorn an die Wand wirft.

Aber dieses lockere Miteinander hat eine zweite Seite: Die Gespräche sind intensiv und vertraut – manchmal leider auch während des Gottesdienstes. Dann kann es leicht so wirken, als fehlte uns die Ehrfurcht gegenüber dem heiligen Gott, dem wir vor allem begegnen wollen. Es täte uns gut, uns fragen zu lassen, ob etwas dran ist an diesem Eindruck …

Pfingsten

Es ist Pfingsten; ich bin im Gottesdienst für die Moderation eingeteilt und bereite mich darauf vor. Ob alle, die mir am Samstag `Frohe Pfingsten!´ gewünscht haben, wissen, was wir an diesem Wochenende feiern? 50 Tage nach Jesu Tod schickte Gott den Jüngern seinen Heiligen Geist, den `Tröster´, wie es in Johannes 14, 26 heißt. Viele Menschen erkannten dadurch Jesus als ihren Retter und ließen sich taufen: Pfingsten gilt als der Geburtstag der Kirche.

Am Sonntagmorgen auf dem Weg in die Gemeinde summe ich vor mich hin: „Oh komm, du Geist der Wahrheit und kehre bei uns ein … – ein wunderschönes altes Pfingstlied. Ich komme an einem Open-Air-Gottesdienst vorbei und erfahre musikalische Unterstützung: „… Verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein. Gieß aus dein heilig Feuer, rühr´ Herz und Lippen an, dass jeglicher Getreuer den Herrn bekennen kann!“ Im wahrsten Sinne des Wortes bestens eingestimmt gehe ich in unserer eigenen Gemeinde nach vorn und begrüße zum Pfingstgottesdienst!