Nur ein Fotobuch!

Freitagabend: Der Computer, mit dem ich Fotos zu Kalendern oder Büchern verarbeite, hat eine Datei gelöscht, an der ich viele Stunden gesessen habe. Ich durchsuche den Rechner, die Zwischenablage, den `Zuletzt benutzt-Ordner´. Nichts. Dieses spezielle Fotobuch speist sich aus vielen verschiedenen Quellen: Fotos in meinen eigenen Ordnern, in Mails, Nachrichten, von meinen Töchtern übermittelt … Ich bin einigermaßen verzweifelt – auch wenn das in Besuch auf ein verschwundenes Fotobuch ein sehr starker Begriff ist. Vor mir sehe ich einen großen Berg Arbeit, von dem ich dachte, ihn hinter mir gelassen zu haben. Mir fehlen die Worte: Ich bin gleichzeitig frustriert, wütend, resigniert und erschöpft. Abends betet mein Mann, Gott möge die Datei irgendwie wieder herstellen. Er sagt: „Wir wissen nicht, ob du es tun willst, aber wir glauben, dass du es tun kannst.“ Ich höre in mich hinein – glaube ich das wirklich? Theoretisch sage ich dazu `Amen´; praktisch rechne ich nicht damit.

Am Samstagmorgen ist die Verzweiflung auf ein erträgliches Maß gesunken: Der erste Schritt ist der halbe Weg, das weiß ich schon. Ich werde mich nächste Woche neu an die Arbeit machen. Mein Sohn fällt mir ein: Seine erste Antwort auf ein Computerproblem ist ein Neustart. Ich weiß nicht, was das in diesem Fall bringen soll. Trotzdem probiere ich es aus, warte aber nicht ab, was passiert – heute habe ich anderes zu tun: Nach einem Unkraut-Gang durch den Garten, vor dem Fußballspiel meiner Tochter, während die Wäsche trocknet, gehe ich später am Computer vorbei: Die Datei ist wieder da – als wäre sie nie verschwunden gewesen. Ich fasse es nicht. Welch ein Geschenk, was für ein gnädiger, freundlicher, zugewandter Gott! Es ist nur ein Fotobuch, aber für mich eine sehr barmherzige Antwort auf meine Zweifel!

Glauben

„Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“
Hebräer 11, 1

Überzeugt und ohne Zweifel: Ich glaube an einen Gott, der allmächtig, allgegenwärtig, gütig, barmherzig, gerecht und liebevoll ist.

Die greifbarste Verbindung zwischen Gott und mir ist das Gebet. Egal, ob ich für bestimmte Anliegen bete – für Versöhnung, um Heilung, für Gelingen – oder es um meine seelische Befindlichkeit geht: Ich wünsche mir eine Antwort. Wird mein Gebet in der von mir erwarteten Weise erhört – alles super. Gebetserhörungen stärken meinen Glauben.

Was aber, wenn die Antwort anders ausfällt, als ich es mir vorgestellt hatte? Darf Gott mir unverständlich bleiben, sich mir entziehen und meine Wünsche (scheinbar oder tatsächlich) nicht erfüllen? Schwächt das meinen Glauben? 

Zaghaft und meiner selbst nicht sicher: Ich glaube an einen Gott, auch wenn ich ihn nicht sehen und verstehen kann, er mir unverständlich eingreift (oder gar nicht) oder meine Gebete nicht nach meinen Vorstellungen erhört.

Die Frage ist weniger, ob ich glaube, dass Gott alles tun kann. Die Frage ist, ob ich glaube, dass er es immer gut mit mir meint – und mich nie allein lässt. „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen“, heißt es an anderer Stelle (Römer 8, 28). ALLE Dinge sind gemeint: auch die nicht erhörten Gebete, die nicht erfüllten Wünsche, die nicht gelungenen Vorhaben und die Pläne, die umsonst waren oder zerstört wurden durch das, was stattdessen geschehen ist. Glauben heißt, weiter zu hoffen und nicht zu (ver)zweifeln, auch wenn sich nichts tut.