Urplötzlich, ohne ersichtlichen Grund, fängt morgens ein Vogel an zu zwitschern. Es ist noch stockfinster – jedenfalls für mich – und ansonsten still. Ich bin unsicher: Geht wirklich schon die Nacht zu Ende? Der Vogel dagegen wirkt nicht unsicher – jetzt ist genau der richtig Zeitpunkt für klares, lautes Gezwitscher.
Ich könnte das Fenster schließen, es dringt ohnehin saukalte Luft von draußen ins Schlafzimmer. Allerdings müsste ich dafür aufstehen – eine zu unangenehme Vorstellung. Also versuche ich, trotz der Geräusche wieder einzuschlafen.
Es ist jedes Jahr dasselbe Spiel: Ich muss mich an die gefiederten Frühaufsteher und ihr morgendliches Zwitschern erst gewöhnen. Nach ein paar Wochen werde ich davon nicht mehr aus dem Tiefschlaf gerissen und schlafe morgens trotz der Beschallung einfach weiter. Spätestens dann finde ich das Gezwitscher sogar „schön“ – obwohl ich es im Grunde gar nicht mehr wahrnehme.