Heute

Heute Morgen fand ich auf unserer Terrasse einen Blumenstrauß, ein Fläschchen Löwenzahn-Sirup und einen langen Brief an mich. Eine Freundin hatte sich offenbar schon sehr früh auf den Weg gemacht, mir einen Gruß vorbeizubringen. Wie schön!

Heute Nachmittag war ich bei einer anderen Freundin zum Reden und Beten. Zum Abschluss legte sie mir ein warmes Körnerkissen auf meine Schultern, stellte mir eine aufgeschnittene Mango vor die Nase und sagte: „Dagmar, die isst du hier! Wenn ich sie dir mitgebe…“, und ich ergänzte, „… darf ich sie teilen.“ Ich weiß nicht, ob ich in meinem Leben schon einmal eine Mango ganz allein gegessen habe, noch dazu so eine leckere.

Heute Abend sprang mir die Kette vom Rad. Während ich mich vornüber beugte und mit einem stillen Seufzer die (natürlich frisch geölte) Kette wieder aufzog, liefen zwei schwarzbeschuhte Füße in mein Blickfeld. Abstands-, anstandslos und im Grunde wortlos griff ein freundlicher Spaziergänger – Sorte: älterer Herr mit Hund – zu, hob das Hinterrad an und belastete im richtigen Moment langsam die Pedale: Kette wieder drauf.

Heute war ein Tag wie jeder andere: Ich machte Essen, ging ein Brot holen, kümmerte mich um die Wäsche, half bei den Schulaufgaben …
Dazwischen gab es drei Geschenke nur für mich.

Heute war ein besonderer Tag!

Keine Geschenke

Ich bekomme und mache gern Geschenke. Trotzdem fällt es auch mir manchmal schwer, zu einem bestimmten Zeitpunkt – Geburtstag, Weihnachten – gute Geschenk-Ideen zu haben. Meine Geschwister und ich beschlossen daher vor Jahren, uns gegenseitig keine Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenke zu machen. Das ist praktisch, wir empfinden es alle drei als Entlastung.

Besonders zwischen meiner Schwester und mir bedeutet diese Regelung jedoch nicht, dass wir uns nichts zuschicken – nämlich unserer Meinung nach lesens- und empfehlenswerte Lektüre. Wir lesen beide gern; und obwohl unser Geschmack nicht immer absolut übereinstimmt, bereichern die Buchgeschenke der einen die Lese-Erfahrung der anderen. Diesen Sendungen liegt stets der Hinweis bei, die Gabe nicht (miss-)zu verstehen. „Liebe Dagmar, das ist kein Ostergeschenk…“, las ich entsprechend gestern in dem Brief, den ich aus dem Briefkasten fischte. Beiliegend fand ich ein Buch, über das wir kürzlich am Telefon gesprochen hatten.

Ich genieße diese „Briefe“ von meiner Schwester sehr, denn sie kommen immer unerwartet und überraschend. Wir schenken uns nichts, meine Schwester und ich: Wir machen uns nur gegenseitig regelmäßig ein Nicht-Geschenk und damit jedesmal eine große Freude.