In der Stadt treffe ich überraschend eine ehemalige Nachbarin, die schon einige Jahre hunderte Kilometer entfernt wohnt. Seit kurzem hat sie hier einen Zweitwohnsitz mit eigener Praxis und freut sich, regelmäßig wieder in ihrer alten Heimat zu leben und zu arbeiten. Wir quatschen wie früher, gehen ein Stück zusammen und verabreden uns lose: „Melde dich, wenn du im Lande bist und Zeit hast!“ In diesem Fall ist es nicht nur eine Floskel; sie wird es tun, und ich werde mich freuen.
Unsretwegen
Wir sprechen mit den Kindern über das, was jungen Menschen heute wichtig ist. Unverhofft kommen wir im Gespräch auf einen Freund aus meiner Jugend: „Wann ist der gestorben, Mama?“ Es ist schon fast fünf Jahre her, aber das kann ich ihr in dem Moment nicht sagen. Denn plötzlich vermisse ich meinen alten Freund und unsere gemeinsamen Erinnerungen und weine – seinetwegen. Meine Kinder beobachten mich gespannt, wie immer in solchen Situationen, und nehmen Anteil. Eine meiner Töchter weint auch – meinetwegen. „Meine Güte, was bin ich nah am Wasser gebaut“, platzt es aus ihr raus, „wie soll es mir erst gehen, wenn einer von meinen Jugendfreunden stirbt!“ Ich weiß es: Sie wird traurig sein – seinetwegen. Sollte ich dann noch leben, werde ich auch traurig sein – ihretwegen.
Gefiederte Freunde
Die „gefiederten Freunde“ meines Mannes haben Fell und hoppeln. Sie werden regelmäßig von ihm mit frisch ausgestochenem Löwenzahn versorgt – und gehören eigentlich unserer Tochter. Meine „gefiederten Freunde“ sind Teile eines gerade umgepflanzten Bodendeckers, die ich möglichst oft wässere, damit sie angehen.
Wir sind Grzimek-geschädigt: „Gefiederte Freunde“ haben wir von ihm, auch wenn ich nicht weiß, wen genau er damit meinte. Bei uns steht die Phrase für alles, was einem besonders – gern auch ironisch – am Herzen liegt und worum man sich in dieser Lebensphase fürsorglich kümmert.