`Ein Freund, ein guter Freund, das ist das schönste, was es gibt auf der Welt´, so heißt es in einem alten Schlager. Wenn ich meinen berufstätigen Bekannten glauben darf, gilt das so ähnlich auch für Chefs: Ein guter Chef ist für die berufliche Zufriedenheit oft mehr als die halbe Miete. Schade nur, dass es so schwer zu sein scheint, ein guter Chef zu sein – es erfordert besondere Begabungen. Vor allem muss man mit Menschen zu tun haben wollen, ihre Stärken und Schwächen erkennen, sich ihnen gegenüber freundlich verhalten und wertschätzend und bereit sein, auch in schwierigen Situationen hinter seinen Mitarbeitern zu stehen. Als Chef muss man Menschen manchmal herausfordern oder sogar auf den Pott setzen und die Marschrichtung festlegen. Mitarbeiter werden sich erst dann gern etwas von ihrem Chef sagen lassen, wenn sie sich bei ihm in guten Händen wissen – so ähnlich gilt das auch für Freunde …
Ein Freund
„Ein Freund, ein guter Freund – das ist das schönste, was es gibt auf der Welt.“
Es gibt alte und neue Freunde, es gibt engere und weniger enge Freunde, es gibt welche für bestimmte Unternehmungen und solche für andere Interessen. Der Freund, von dem in dem eingangs zitierten Lied die Rede ist, das ist ein besonderer Freund. Davon gibt es nicht viele im Leben eines Menschen. Behaupte ich. Ich habe einen solchen und bin dankbar dafür. Er vermittelt mir das Gefühl, etwas Besonderes zu sein – ein gern gesehener Gast, ein inspirierender Gesprächspartner, ein wertvoller Mensch, um den man sich bemüht und dem man etwas Gutes tun möchte. Auch wenn es immer heißt, Freunde müssen sich die Wahrheit sagen, dürfen einander korrigieren und herausfordern: Manchmal finde ich es einfach nur schön, einen Freund zu haben, der mich mag, mir etwas Gutes tut, mich versteht und gern mit mir zusammen ist.
Tod – Juni 2016
Ganz plötzlich und – für mich – unerwartet ist einer meiner ältesten Freunde gestorben. Im Frühjahr noch habe ich dem Drang nicht nachgegeben, ihm einfach mal so zu schreiben, sondern habe mich auf den Sommer vertröstet – auf seinen Geburtstag. Im Juni erreichte mich die Todesanzeige; und ich frage mich, warum ich einen Anlass brauchte, mich zu melden? Zu spät, unwiderruflich zu spät. Wie schade!
Im Lesen seiner alten Briefe (unsere Kommunikationsebene) von vor knapp dreißig Jahren lebt die Zeit wieder auf, treffe ich das Mädchen wieder, das ich damals war. Ein bisschen ist dieses Mädchen, das so nur er kannte, mit verschwunden und nicht mal mehr in meiner Erinnerung präsent.
Warum weine ich – um seinetwillen, um meinetwillen, um der verpassten Gelegenheiten willen, um seiner Familie willen, die ohne ihn weiter leben muss? Für wen sind meine Tränen? Und: Was tue ich, wenn ich das nächste Mal den Impuls verspüre, mich bei einem alten Freund zu melden?
Juni 2018: Ich vermisse ihn noch immer – besonders im Sommer. Aber vor allem bin ich dankbar für die Freundschaft, die uns verband, für die Briefe, die gemeinsame Zeit. Meine Dankbarkeit überlebt seinen Tod, mein Freund bleibt Teil meines Lebens.