Fraktionszwang – nichts für mich?

Fraktionsdisziplin (oder: Fraktionszwang) nennt man es, wenn Mitglieder einer Partei einheitlich abstimmen. Das dient einer berechenbaren Beschlussfassung und soll stabilisierend wirken. Ich weiß nicht, ob es auch ohne ginge. In letzter Zeit habe ich mir die eine oder andere Bundestagsdebatte angesehen. Der jeweilige Redner wird mindestens von der eigenen Fraktion gefeiert – und beklatscht. Es scheint auch hierbei ein gewisser Fraktionszwang zu existieren. Das ist wahrscheinlich parteipolitisch klug und auf jeden Fall ermutigend für denjenigen, der vorn steht. Soweit kann ich das nachvollziehen.

Dabei ist es völlig egal, ob der Redner höfliche und respektvolle Worte wählt oder sich im Ton vergreift; geklatscht wird trotzdem. Soweit geht mein Verständnis nicht: Im persönlichen Miteinander und mehr noch auf Regierungsebene sollte es verbal weder polemisch noch verletzend zugehen. Wer andere beschimpft, disqualifiziert sich meiner Meinung für den konstruktiven Austausch – und ebenso für Zwischenapplaus. Ich würde mich bei manch verbalem Ausrutscher (auch eines Parteikollegen) eher fremd-schämen als Beifall zu zollen. Daran würde auch ein existierender Fraktionszwang nichts ändern. (Wahrscheinlich disqualifiziert mich das – unter anderem – für eine Karriere im Bundestag.)