Erfahrungen kann man schlecht für jemand anderen machen: Ein Sohn ist zum Austausch in Irland. Zwischen der Spannung (der erste Flug, wie wird das wohl?) und Anspannung (unbekannte Gastfamilie, wie wird das mit der Sprache?) schwankte das Kind – je näher der Abflugtag anrückte, desto mehr. Weder das Schöne des ersten Fluges noch die Erfahrung, mit fremden Menschen umgehen zu müssen und nicht zu wissen, wie man mit „denen“ klarkommen wird, konnten wir ihm abnehmen. Dafür wird das Erlebte auch ganz SEINS sein. Nicht vermittelbar, nicht teilbar, seine Erfahrung, sein Erleben, sein Erinnerungsschatz irgendwann. So ist es mit allem – auch mit den weniger positiven Ereignissen des Lebens.
Zwar würde ich meinen Kindern gern manches ersparen, aber schlau ist das nicht. Dass Niederlagen und Fehler nicht das Schlechteste sein müssen beim Großwerden zum Beispiel, das kann man nicht theoretisch verstehen. Dass Horizonterweiterung immer mit dem Verlassen der Komfortzone verbunden ist und darum oft beängstigend, ungewohnt und anstrengend, ebenso. Auch die Kraft von Worten – in aufbauender und in verletzender Weise – begreifen sie am ehesten durch Ermutigung und leider eben auch verbale Attacken. Und so weiter und so fort.
Was sie aus Erfahrungen lernen und wie diese sie prägen und beeinflussen, das ist dann noch einmal eine ganz andere Frage. Ersparen kann ich sie ihnen nicht, mit ihnen darüber reden schon.