Auf einer Radtour im Süden begegnen uns außergewöhnlich viele Menschen auf Elektro-Fahrrädern. In großem Tempo fahren sie an uns vorüber oder kommen uns entgegen. Wir scheinen diesen eiligen Verkehr zu behindern: zu langsam und zu wenig spritzig – vor allem bergauf. Elektro-Fahrräder stehen hier für viel Geld und Eile, für Dominanz auf den Wegen und für ein nicht ausgesprochenes `Aus dem Weg!´. Für Radfahren im `Normaltempo´ und aus eigener Kraft ist hier kein Raum – das gefällt mir nicht.
Daher lasse ich mich einen Tag später hinreißen zu der unbedachten und absoluten Aussage: „Elektro-Fahrräder mag ich nicht.“ Mein Gegenüber stutzt und fragt, warum – er hat selbst eins. Damit fährt er täglich die zehn Kilometer zur Arbeit, so dass für seine Familie ein Auto ausreicht. Meine kranke Freundin fällt mir ein: Sie leidet seit Jahren unter MS und käme ohne ihr Elektro-Fahrrad überhaupt nicht mehr selbstständig aus dem Haus.
Ich schäme mich für meine absolute Aussage und merke mal wieder: Wie `sinnvoll´ ich etwas finde, ist relativ und hängt stark davon ab, von wem und wozu es benutzt wird.