Recycling

Ein inzwischen verstorbener Freund schrieb seine Briefe an mich immer auf alten Rechnungen oder dergleichen. Er benutzte, was er hatte – nämlich kein „richtiges“ Briefpapier, sondern die leeren Rückseiten einseitig bedruckter Blätter. Es irritierte mich anfangs, doch ich merkte schnell: Unabhängig vom verwendeten Papier war der Briefinhalt in seinem Fall jedesmal persönlich, wertschätzend und schön formuliert – also wunderbar und höchst willkommen.

Kürzlich „erbten“ meine Töchter fast neues Briefpapier – mit Diddl-Zeichnungen. Sie haben dafür keine Verwendung. Zum einen steht Briefschreiben nicht hoch im Kurs bei ihnen, zum anderen sind sie dem Diddl-Alter längst entwachsen. Die Folge ist, dass nun ich diverse Blöcke Diddl-Briefpapier besitze und benutze. Denn, auch wenn ich erst recht nicht mehr im Diddl-Alter bin: Es fällt mir schwer, noch gut beschreibbares Papier einfach wegzuwerfen. Außerdem ist es mir nicht peinlich, darauf Briefe an Menschen jeden Alters zu schreiben und ohne erklärenden Kommentar zu verschicken.

Diddl-Briefpapier ist nicht ganz so cool wie alte Rechnungen, aber das Prinzip dahinter ist dasselbe – pragmatisches Recycling ohne Chic.