Berühmte Menschen

Als ich ein Kind war, spielte ich einige Sommer lang mit zwei Schwestern, die ihre Sommerferien in der Nähe meiner Oma bei einer alten Großtante verbrachten. Eine von ihnen war etwas jünger als ich, eine etwas älter. Danach trennten sich unsere Wege. Die beiden Frauen machten anders Karriere und sind Jahrzehnte später berühmter als ich. Wahrscheinlich haben sie unsere gemeinsamen Sommer vergessen, denke ich. Weil sie berühmt sind (und ich nicht), erscheint es mir unmöglich, jemals wieder Kontakt mit ihnen zu haben. Sie leben zwar weiterhin in Deutschland, aber wir teilen keine gemeinsamen Schnittmengen.

Fast 40 Jahre später tritt mein Bruder mit beiden Schwestern in Kontakt, sehr förmlich per Mail. „Was macht eigentlich Dagmar?“, kommt als prompte Antwort – unprätentiös und normal, als sei es logisch, dass man sich nach einer alten Spielfreundin erkundigt. Ich bin erstaunt; ich hatte nicht damit gerechnet. Stattdessen hatte ich den beiden Starallüren unterstellt, die sie im direkten Kontakt gar nicht zu haben scheinen. Hinter jeder Berühmtheit steckt ein Mensch. Und der war auch mal Kind und saß mit dir oder mir im Sandkasten – beziehungsweise (wie in unserem Fall) am Badesee. Vorurteile sind vielleicht seltener berechtigt, als wir so denken.

Berühmt

Der 11. September 2001 ist ein Tag, der Leuten aus meiner Generation so präsent ist wie kaum ein anderer: Wir wissen, wie wir von den Anschlägen aufs World Trade Center gehört haben und wo wir waren, als die Nachrichten um die Welt gingen. Wir wissen auch, was wir gemacht haben an diesem Tag.

Viele andere besondere Tage sind schon deutlich stärker eingetrübt vom Vergessen.

Das ist wohl das, was man „schreckliche Berühmtheit“ nennt.