Vom Aufräumen

„Du verstehst das nicht, Mama: Ich hasse aufräumen“, schimpft meine Tochter, „und, nein, ich finde es hinterher nicht schön, wenn es aufgeräumt ist.“ Sie beschwert sich noch ein bisschen weiter, aber ich gehe. Wir haben schon zu oft darüber gesprochen: Ihr Zimmer ist eine begehbare Rumpelkammer; mich regt das auf. „Geh` halt nicht rein“, schlug meine Tochter vor einiger Zeit vor, „ich mach die Tür zu, dann siehst du es nicht.“ Auf die Regel konnte ich mich einlassen – bis heute: Beim Verteilen der sauberen Wäsche entdecke ich schmutzige Socken zwischen ihren Stapeln mit gewaschener Wäsche. „Ich mache eine neue Regel“, entscheide ich daher: „Bringst du saubere und schmutzige Wäsche durcheinander, räumst du auf. Sofort.“

Entsprechend sauer ist meine Tochter – und lässt mich ihr Unverständnis spüren. Hinterher sind wir beide aufgewühlt, derartige Auseinandersetzungen erzeugen einen gewissen Unfrieden. An meiner Tochter liegt es nicht: Sie ist höchst zufrieden und hat ihr Chaos im Griff – auch ohne aufgeräumtes Zimmer! Ich sollte mich damit abfinden.

Veto-Recht

Kalendarischer Frühling ist die Zeit des Aufräumens und Ausmistens. Drinnen: Gardinen waschen – so man denn welche hat; Sommer- gegen Winterklamotten tauschen und großzügig aussortieren, was nicht mehr passt; entsorgen, was sich angesammelt hat; Fenster putzen …

Wenn es nicht nur kalendarisch, sondern auch von den Temperaturen her Frühling wird, geht’s raus: Im Garten wächst alles von allein und in üppiger Weise – leider auch die Unkräuter, die sich den Winter über ähnlich zurückgehalten haben wie die im Garten erwünschte Vegetation. Dementsprechend muss ich Unkraut jäten, was ich in Maßen (!!!) auch ganz gern tue. Mein Mann lässt sich eher für andere Aufgaben einspannen – Holz wegräumen, Büsche umsetzen, Schneidarbeiten. Das Übliche eben.

Im Frühjahr reizen mich Tätigkeiten draußen mehr als Verschönerungsaufgaben im Haus. Es sei denn, es geht um die Notwendigkeit, gepflasterte Flächen zu reinigen. Hochdruckreiniger haben im Frühling Hochkonjunktur. Wir haben keinen. Mir fehlt auch keiner. Wenn bei uns jemals das Thema auf dieses Gerät kommen sollte, werde ich von meinem Veto-Recht Gebrauch machen. Da streiche ich doch lieber den Flur.