„Ich will aber nicht schon so früh antanzen“, schreibt meine Freundin, und es versetzt mir einen Stich. Wir haben ein kleines gemeinsames Projekt; vielleicht habe ich ein wenig mehr den Hut auf. Es geht darum, wann wir uns am nächsten Morgen treffen – ihr ist mein Vorschlag offenbar zu früh. Das wäre kein Problem, man kann ja unterschiedlich viel letzte, individuelle Vorbereitung benötigen. Aber ihre Formulierung trifft mich doch, denn ich lasse sie nicht `antanzen´. Ich lade höchstens ein oder schlage vor oder bitte sie. Meine spontane Reaktion ist dann auch unangemessen: Dann komm doch auf den letzten Drücker, denke ich nämlich, ich schaff das auch alleine!
Glücklicherweise sage ich nicht, was ich denke, sondern spreche an, was `antanzen´ in mir auslöst. So hatte sie es natürlich nicht gemeint; mein Verstand weiß das auch. Trotzdem bleibt da ein klitzekleiner Rest an Unbehagen. Aber am nächsten Morgen kommt sie lachend und augenzwinkernd angetanzt – buchstäblich. Und dann ist wirklich alles wieder gut. Ich hoffe, in Zukunft klingt etwas von diesem Amüsement in mir nach, wenn es darum geht, irgendwo antanzen zu müssen.