Altersgerecht

Meine Schwester feiert dieses Jahr in kleiner Runde und sehr ruhig Silvester – gegen ihre sonstigen Gepflogenheiten. „Das wird bestimmt … schön!“, will ich sagen, denn, was sie beschreibt, würde mir auch gefallen. Sie unterbricht mich aber und sagt: „… altersgerecht, das ist altersgerechtes Feiern.“ Es klingt ein ganz kleines bisschen abfällig – zumal ich deutlich jünger bin als meine Schwester und schon lange so feiere.

Glücklicherweise fühle ich mich nicht so, als hätte ich all die Jahre etwas verpasst.

Altersgerecht

Ich bin zu alt für Leistungssport, für spartanische Extrem-Urlaube oder für das Begreifen neuester Technik. Auf manches verzichte ich gern – um meinetwillen. In anderen Fällen fällt es mir nicht leicht, meine körperlichen und geistigen Grenzen zu akzeptieren. Wenn ich es doch tue, ist es befreiend – vor allem für meine Mitmenschen.

Andererseits sind zum Beispiel Jungen unter zwölf zu jung für weiße Turnschuhe. Und bestimmte Filme oder Informationen sind nichts für jüngere Kinder – um ihretwillen. Dass unser zwölfjähriger Sohn nicht mitfährt auf eine Jugendfreizeit ab 14 Jahren, dient erst in zweiter Hinsicht ihm selbst. Er hätte Lust, wäre aber schwer zu integrieren und auszuhalten. Es ist gut, dass er zu Hause bleibt – vor allem für die anderen.

Die Gründe sind vielfältig, die Grenzen fließend; aber manchmal stimmt die Aussage: „Du bist zu jung/zu alt dafür und kannst das noch nicht/nicht mehr tun.“ Das ist nicht unfreundlich, diskriminierend oder unfair – es ist altersgerecht.