„Ja, das hast du mir heute Morgen schon erzählt“, unterbricht mich meine Tochter nach den ersten zwei Sätzen. Erst wundere ich mich ein bisschen, dann fällt es mir wieder ein – sie hat recht. Wenig später frage ich sie etwas anderes. Erstaunt schaut sie mich an und sagt, dass wir darüber doch gestern Abend schon gesprochen hätten. Dieses Mal fällt es mir in dem Moment selbst wieder ein – sie hat recht. Ich glaub´, es geht los, denke ich mir, ich werde älter.
Es soll normal sein, dass man Dinge vergisst, wenn man älter wird: Was man nochmal im Keller holen wollte zum Beispiel oder wie doch gleich die Bekannte hieß, die man so selten trifft (Kirsten und Kerstin werfe ich gern durcheinander, Anke und Antje oder Jeanette und Jaqueline sind auch geeignete Kandidaten). `Älter werden´ ist dabei ziemlich relativ – was heißt das schon? Wir werden alle jeden Tag älter; und manche Vergesslichkeit hat mit dem Alter nichts zu tun: Ich habe schon in der Grundschule wahnsinnig oft meine Hausaufgaben vergessen; und zu unseren Finanzen könnte mein Mann mir alle drei Monate dasselbe erzählen – und es wäre immer (fast ganz) neu für mich.
Die beiden aktuellen Situationen mit meiner Tochter fallen weder unter `lästig´ (Hausaufgaben), noch ist es `Desinteresse´ (Finanzen). Sie sind vielleicht dadurch erklärbar, dass ich in beiden Fällen keine Antwort auf meine Kommentare bekommen hatte. Ohne Klärung kann ich keinen mentalen Haken dranmachen und wiederhole mich. Das darf sein, würde ich sagen, das ist dann weniger vergesslich als vielmehr hartnäckig. Allerdings ist auch das eine Eigenschaft, die eher dem Alter zugeschrieben wird – Alterssturheit. Es hilft nichts; ich glaub´, es geht los: das Alter, in dem man alles Mögliche mit dem Alter erklären kann.