Ärgerlich

Wenn ich mich ärgere, sind meist die Umstände oder meine Mitmenschen dafür verantwortlich – beides liegt erstmal nicht in meiner Hand. Es ist keine Lösung, einfach abzuwarten: Von selbst ändern sich weder das Drumherum noch die für mich ärgerlichen Reaktionen (oder Aktionen) der Leute um mich herum. Stattdessen könnte ich Missstände zur Sprache bringen und versuchen, andere zu einem mir wohlgefälligeren Verhalten zu motivieren. Ob das gelingt, liegt allerdings ebenfalls nicht in meiner Hand. Mehr Aussicht auf Erfolg hätte es daher, wenn ich mich – wie auch immer – weniger ärgern würde. Zwar liegt das vollkommen in meiner Hand, ist aber trotzdem sehr schwer.

Manchmal ärgere ich mich auch über mein eigenes Verhalten – ein Umstand, der durchaus in meiner Hand liegt. Aber, wie gesagt: Bedauerlicherweise ist das sehr schwer. Viel leichter ist es, andere(s) für unseren Ärger verantwortlich zu machen … 

Schleierhaft oder sonnenklar?

Wenn meinen Mann etwas ärgert, kann er (fast immer) trotzdem gelassen agieren und reagieren – als wäre er unbeteiligt. Für ihn haben Ursache und Wirkung zwar miteinander zu tun, liegen aber nicht nahe beieinander. Wie er das schafft, ist mir schleierhaft!

Wenn mich etwas ärgert, agiere und reagiere ich selten gelassen, sondern meist verärgert – ich bin mitten drin. Ursache und Wirkung liegen nahe beieinander. Ich kann beide erst nach einer Weile voneinander trennen. Was ich dafür tun kann, ist mir sonnenklar: Ich laufe eine Runde.

Zwischen nicht mehr und noch nicht

Beim Wäschewaschen letztens fand ich in der Wäschekiste ein T-Shirt, das ich einen Tag zuvor erst gebügelt hatte. Es war noch nicht wieder zerknittert, offensichtlich ungetragen. Der Besitzer des Kleidungsstückes war zu Hause und bekam Teile meines Ärgers zu spüren. Die Reaktion? Ein lapidares: „Oh, tut mir leid, ich habe es mit einem anderen T-Shirt verwechselt.“

Direkt danach musste ich aus dem Haus – war aber nicht wirklich besänftigt. Die Ignoranz, die aus der Aktion sprach, hat mich SEHR geärgert. Und dieser Ärger hat mir den halben Morgen über Rückenwind gegeben: Voller Elan auf dem Rad, voller Schwung bei Pilates. Gesprächig und auf der Suche nach einem Ventil erwähnte ich mein Erlebnis gegenüber meinen Turn-Mitstreiterinnen. „Ich finde auch öfter zusammengelegte Klamotten in der Wäsche“, bekannte eine Frau, ebenso Mutter von halberwachsenen Kindern wie ich. Es ist normal, ich bin nicht allein – aber ich finde es trotzdem unfassbar.

„Das wäre mir nie passiert“, denke ich – oder habe ich nur vergessen, wie es einem Menschen geht, der nicht mehr ganz Kind und noch nicht ganz erwachsen ist?