Kontrastprogramm

Ich brauche nicht erst wieder in Deutschland zu sein, um so etwas wie einen Kulturschock zu erleben: Die letzten vier Wochen war ich meist nur mit zwei anderen Menschen zusammen, ohne Verkehrslärm und stattdessen viel Vogel-Gezwitscher, die Wildnis vor Tür und Fenster. Wer nachhaltig leben und mit wenig Energie auskommen will, hat kaum elektronische Geräte, fährt kein neues Auto und ist auf viel Handarbeit angewiesen. Unser Leben war einfach und fand vor allem draußen statt – bis es abends früh und schnell dunkel wurde. Alles lief in einem ruhigen Takt.

Für die Rückreise brauche ich 36 Stunden. Die Flughäfen sind voll, sauber und glänzend, die Luft klimatisiert; vor allem Singapur Airport ist ein einziger Konsumtempel: Die Verkäufer in den Boutiquen sind morgens um halb sieben damit beschäftigt, ihre Regale auszuwischen und die Ware (Taschen, Juwelen, Parfüme, Spirituosen, Uhren …) hübsch zu drapieren. Menschen, die sich suchen, rufen sich gegenseitig an, anstatt zehn Meter aufeinander zuzugehen. Sowieso hat jeder ein Mobiltelefon vor der Nase – oder einen Laptop.

Im Flugzeug ist in der Lehne des Vordermanns ein Bildschirm – man könnte durchweg Filme schauen, einige tun es. Aus dem Augenwinkel sehe ich Action und Gewalt, mir wird vom Passiv-Schauen schwindelig. Ich mache die Augen zu, bin aber doch auch abgelenkt. Durch die Zeitverschiebung komme ich aus dem Rhythmus und bin zwar müde, kann aber doch nicht schlafen. Ich sitze mit hunderten gemeinsam in einem Flieger und bin doch allein. Zum Reden wäre es aber auch viel zu laut.

Der Unterschied zur Zeit im Busch könnte nicht größer sein.

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