Auf einem Termin treffen ich einen Kollegen von der Konkurrenz. Da ich neu im Geschäft bin, kennen wir uns nicht persönlich; sicher hat er aber schon ebenso von mir gehört wie ich von ihm. Begegnungen mit anderen aus seiner Branche verliefen oft unpersönlich und distanziert. Entsprechend bin ich ein bisschen vorsichtig – und unsicher. Wir sitzen zwar neben-, reden aber nicht miteinander, sondern hören zu und stellen Fragen. Irgendwann im Verlauf der nächsten halben Stunde lächelt er mich an. Das ändert alles: Ich fühle mich gesehen, ernst genommen und wohl.
Im Supermarkt suche ich Palmherzen. Weil ich sie nicht finde, spreche ich zwei Mitarbeiterinnen an, die im Gang stehen. Eine von ihnen schaut mit mir zusammen bei den Konserven – erfolglos. Von der anderen erwarte ich keine Hilfe. Zum einen ist sie normalerweise nicht zugänglich und immer sehr ernst; zum anderen sieht sie aus, als hätte sie schon Feierabend. Überraschenderweise trottet sie uns hinterher und schlägt dann vor, in einem anderen Regal nachzuschauen. Dort sind Artischocken-Herzen – und ich will mich schon freuen. „Das ist, glaube ich, nicht dasselbe“, sagt sie, holt ihr Handy raus und `fragt´ Google. Eine Minute später wissen wir, dass sie recht hat. „Dann haben wir wohl wirklich keine Palmherzen“, sagt sie bedauernd und lächelt mich an. Das ändert alles: Ich fühle mich gesehen, ernst genommen und wohl.