Vor
kurzem sprach ich mit einer jungen Frau, Mutter von zwei Kindern, der
es schwerfällt, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Sie
arbeitet sehr gern, ist aber auch sehr gern Mutter. Bei der Arbeit
fehlt sie nicht oft und macht ihren Job gut. Dennoch fühlt sie sich
unzulänglich. Einige Kollegen vermitteln ihr, dass sie nicht
engagiert genug ist und zu wenig für den Job brennt. Es kränkt sie,
denn sie tut, was sie kann, möchte aber auch für ihre Kinder
präsent sein.
Ich
kann nicht mitreden, ich habe keinen Job. Aber ich bin überzeugt: In
der Regel sind die Kinder einer Mutter wichtiger als ihr Beruf. Was
nicht heißt, dass Mütter nicht auch arbeiten wollen und dürfen.
Wir haben sogar ein Wort dafür: Vereinbarkeit. Vereinbarkeit heißt
Kompromiss. Kompromiss heißt Flexibilität – auf beiden Seiten.
Weder Muttersein noch Berufstätigkeit kann man ausknipsen. Eine
Mutter, die arbeitet, lässt sich darauf ein, auf „zwei Hochzeiten
zu tanzen“. Das ist schwer genug, und meine Bewunderung gehört
denjenigen, die beide Bereiche gut unter einen Hut bekommen.
Ich
habe allerdings den Eindruck, unter Vereinbarkeit wird heutzutage
weniger Kompromiss als vielmehr „ganz oder gar nicht“ verstanden.
Abwechselnd ganz Mutter und ganz berufstätig. Ich glaube, das
funktioniert nur in der Theorie. Ich kann verstehen, dass
Arbeitskollegen nicht den Kram übernehmen wollen, der von Müttern
liegengelassen wird, die bei der Arbeit weniger als alles geben. Und
ebenso kann ich Mütter verstehen, die sich mehr Verständnis von
ihren Arbeitskollegen wünschen, wenn ihnen die Arbeit nicht das
Wichtigste ist.
Der
gesellschaftliche Druck (für junge Mütter) ist sehr hoch: Gib deine
Kinder in Betreuungseinrichtungen, geh arbeiten und gut. Und, wenn
nicht gut, sieh zu, wie du klar kommst. Die Lösung ist nicht,
Müttern die Kinder abzunehmen und das gleiche Engagement zu erwarten
wie von Männern, deren Frauen zu Hause den Laden schmeißen. Die
Lösung heißt nicht Vereinbarkeit, sondern Verständnis und guter
Wille – auf beiden Seiten.