Großzügig

Kurz vor Silvester hat ein Freund von uns eine kleine ambulante OP vor sich, ohne Vollnarkose; ein ähnlicher Eingriff in der Vergangenheit lief nicht so toll. Entsprechend ist unser Freund schon Tage vorher sehr nervös – und bittet uns um Gebet. Am Tag X selbst läuft dann alles wunderbar anders als beim letzten Mal: Der Chirurg ist empathisch und kompetent; eine freundliche Assistenzärztin findet freundliche Worte, so dass die Zeit schnell vergeht; die örtliche Betäubung wirkt hervorragend.

Als wir hinterher miteinander telefonieren, hören wir förmlich, wie erleichtert unser Freund ist: „Es war so viel besser, als ich es mir hätte ausdenken können“, sagt er, „Gott hat sich nicht lumpen lassen.“ Sein Erlebnis freut und ermutigt mich. Für die Herausforderungen, die im Neuen Jahr auf mich zukommen, wünsche ich mir dasselbe: dass Gott sich nicht lumpen lässt, wenn ich mit meiner Nervosität und meinen Befürchtungen zu ihm komme.

Wahnsinn!

Weihnachtswahnsinn lese ich auf einem Werbeplakat an einer Bushaltestelle. Im Vorbeifahren sehe ich das Prozent-Zeichen, kann aber auf die Schnelle nicht lesen, welches Unternehmen hier Rabatte verspricht. Dennoch: `Weihnachtswahnsinn´ hallt es in mir nach. Wenn die wüssten, denke ich, wie genau sie ins Schwarze treffen mit ihrem Slogan. Weihnachten ist ein echter Wahnsinn. Gott schickt seinen Sohn als Baby in diese Welt, um die Menschen zu erretten – Wahnsinn. Dieses Baby wird in eine arme Familie hineingeboren, unter sehr zweifelhaften Umständen – Wahnsinn. Entsprechend holperig fängt es an: Weil wegen einer angeordneten Volkszählung das ganze Land auf den Füßen war, fand sich nur ein Stall für die Geburt des Gottessohnes – Wahnsinn. Für wahnsinnig stille und normale 30 Jahre hört man kaum etwas von dem heranwachsenden Jesus. Erst dann wird Jesus aktiv und sucht sich Leute, denen er Gottes Wahrheit und Gottes Plan für diese Welt anvertraut. Zwölf junge Fischer, nicht gut gebildet oder hoch angesehen und keineswegs einflussreich – Wahnsinn. Die meiste Zeit verbringt Gottes Sohn mit diesen zwölf Männern. Wenn ihm viele Menschen begeistert zuhören, lässt er sich nicht feiern, sondern zieht sich zurück – Wahnsinn. Und am Ende geht dieser Jesus ans Kreuz und stirbt für alle, Freunde und Feinde gleichermaßen – Wahnsinn. 

Weihnachten: ein beeindruckendes Ereignis – und es ist fast schon ein Wahnsinn, dass wir es 2.000 Jahre später noch immer feiern. Erschreckend ist nur, dass ein Großteil der Feiernden sich zwar über Rabatt-Aktionen freut, von Jesus selbst aber vollkommen unbeeindruckt bleibt.

Vom Segnen

`Gott segne dich!´ Wer anderen Gottes Segen zuspricht, weiß, dass das Entscheidende im Leben nicht aus uns selbst kommt: Gelingen und zuversichtliche Gedanken können wir ebenso wenig generieren wie Kraft für herausfordernde Zeiten, Freude und einen Blick für das Schöne, Dankbarkeit und Frieden im Herzen, Geduld mit und Liebe für unsere Nächsten usw. Mit all dem kann nur Gott uns beschenken – uns segnen eben. 

Mehr als nur satt

„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“
5. Mose 8, 3

Wenn ich durstig bin, trinke ich etwas, habe ich Hunger, esse ich. Als Ergebnis bin ich satt: Ich spüre, wie ich gestärkt werde und neue Energie bekomme. Dabei weiß ich ungefähr, was ich brauche und mir gut tut. Aber ich spüre nicht, wie die einzelnen Inhaltsstoffe mich nähren – ich vertraue, dass sie es tun.

Mit der Bibel ist es ähnlich. Ich weiß, dass Gottes Wort mir gut tut und mich nährt. Deshalb lese ich fast täglich in ihr und kenne mich ganz gut aus. Manche Verse sind mir sehr präsente Wahrheiten oder Richtschnur für mein Leben: nicht zu lügen zum Beispiel oder dass Jesus die Randfiguren der Gesellschaft ebenso liebt wie die, die von allen bewundert werden. Andere Stellen lese ich, ohne dass ich merke, wie diese mich prägen – ich vertraue, dass sie es tun.

Zum Staunen

Für manche kommt die Milch aus dem Tetrapak und das Fleisch aus der Kühlabteilung im Supermarkt.

Andere lieben ihren Hund abgöttisch, springen aber beim Anblick einer Spinne auf den nächsten Stuhl.

Hier bin ich mit Menschen zusammen, die darüber staunen, welche Vielfalt `die Natur erschaffen´ hat: Tiere und Pflanzen, die wunderbar angepasst sind und sich tarnen können oder hoch spezialisiert sind.

Ich staune ebenso: Gott hat alles erschaffen, sich alles wunderbar ausgedacht, jedem Tier und jeder Pflanze einen Platz und eine Rolle/Aufgabe gegeben. Die Natur ist wunderbar, ja, aber Gott ist ihr Schöpfer.

Der Name Jesus

Ein Gottesdienst in einer australischen Kleinstadt in Queensland. Ich kenne niemanden, werde aber freundlich begrüßt. Bei den Liedern bin ich dankbar für die einfachen Melodien der mir unbekannten Lieder – bis ich plötzlich vertraute Klänge höre. Wir singen `Oh, wie schön dieser Name ist´ (What a beautiful name it is) und ich denke: Oh, wie schön in der Tat, dass der Name Jesus überall auf der Welt so kraftvoll ist und unterschiedlichsten Menschen dasselbe bedeutet!

Leider nicht

Ich gebe zu, es waren komplexe Gedanken, die mir kürzlich durch den Kopf gingen, zu einem schwierigen Thema: das Leid auf der Welt, ein allmächtiger und liebevoller Gott – und wie man beides unter einen Hut bekommt. Für mich sind das zwei unumstößliche Tatsachen, die sich nicht ausschließen, sondern friedlich nebeneinander existieren. Aber das geht ja nicht jedem so: Sterbende Kinder werden gern angeführt, um zu beweisen, dass Gott entweder nicht allmächtig oder zumindest nicht liebevoll ist. Es ist ja auch nicht immer gleich einfach, diese Spannung auszuhalten, und erklären kann man sie überhaupt nicht.

Außerdem habe ich persönlich noch kein wirklich großes Leid erfahren und kann vielleicht nicht mitreden. Aber trotzdem hatte ich vor einiger Zeit so einen guten Gedanken, so ein überzeugendes Argument dafür, dass das Leid und Gottes Allmacht keinen Widerspruch darstellen. Leider konnte mein Mann mir nicht folgen (der sonst immer gut zusammenfasst, was ich nicht geordnet bekomme). Sonst könnte ich diesen Gedanken jetzt in einem Satz wiedergeben – für all diejenigen, die angesichts des Leides in der Welt daran zweifeln, dass Gott allmächtig und liebevoll ist. Nicht dass Gott mich und meine Argumente nötig hätte, aber schön wäre es doch gewesen …

Trust

To trust someone, of course, depends on our relationship to this person, on how we assess him or her to be able to take care of a task (or, for instance, our kids). We wouldn´t give our toddlers, say, into the hands of a 8-year-old – especially if he is a boy. But even with capable adults: to trust someone may sometimes be necessary but it´s not easy.

Trust means being able to let go of control – and hand it over to someone else. Do we really trust them, no strings attached, or do we rather expect them to act as it pleases us? I guess often we know exactly what the outcome should look like. When I, for instance, trusted someone with my under-12-year-old kids, I expected this person to bring them back safely (and in one piece) and not stuffed with sugar or traumatised after a horror movie night. I had clear ideas.

With our trust in God it should be different, of course. God is trustworthy – no matter what. He is also good and knows our best and wants it to happen; he doesn´t need our instructions. Annoyingly, we also think we know what´s best for us. And so our trust (and faith) gets tested every time something happens that we don´t value as good: we don´t get healed, we lose our jobs, or our relationship falters. To keep trusting God anyway and then to experience his presence, help and peace in challenging situations is the best thing that can happen to us.

Viel zu hören

„Der Herr sprach: `Geh heraus und tritt hin auf den Berg vor den Herrn! Und siehe, der Herr wird vorübergehen.´ Und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, kam vor dem Herrn her; der Herr aber war nicht im Winde.
Nach dem Wind kam aber ein Erdbeben; aber der Herr war nicht im Erdbeben.
Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der Herr war nicht im Feuer.
Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen. Als das Elia hörte, verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel und ging hinaus und trat in den Eingang der Höhle. Und siehe, da kam eine Stimme zu ihm und sprach: `Was hast du hier zu tun, Elia?´“
1. Könige 19, 11-13

Ich kann die Geräusche fliehen und auch den Trubel meiner Tage. Aber wie bringe ich mich selbst so zum Schweigen, dass ich Gott hören kann?

Mit Geduld und Demut, täglich neu einzuüben.

Langmütig

In einer Zeitschrift steht ein Erfahrungsbericht: Zwei – nicht miteinander – verheiratete Menschen lernen sich über ihre Kinder kennen und dann auch lieben. Beide Ehen seien zu dem Zeitpunkt eh schon am Ende gewesen, heißt es; trotzdem bleibt die Frau zunächst bei ihrem Ehemann. Insgesamt dauert es vier Jahre, bis die beiden neuen Partner zusammenziehen und in ihr Patchwork-Leben starten.

Der Gedanke, der den Mann so lange durchhalten und auf seine neue Freundin warten ließ: `Liebe ist langmütig.´ Der Satz ist großartig und steht in der Bibel, (1. Korinther 13, 4). In besagtem Fall klingt er total positiv und ausdauernd und treu und hingegeben und was weiß ich noch – scheint aber leider und offenbar nicht zu gelten für die Liebe zum jeweils ersten Ehe-Partner.

Es ist erstaunlich, wie sich mehr oder weniger ALLES irgendwie schönreden lässt, gern auch mit der Bibel. Von der Liebe heißt es dort außerdem noch, `sie ertragt, glaubt, hofft und duldet alles …. und hört niemals auf´ (1. Korinther 13, 7+8). Ich bin absolut dafür, die Bibel in Lebensfragen zu beherzigen. Aber wir sollten uns nicht nur dann auf sie berufen, wenn wir uns aufmachen zu spannenden neuen Abenteuern. Sie ist eine ebenso gültige und gleichzeitig herausfordernde Orientierungshilfe im manchmal mühselig gewordenen Alltag. Vor allem um der Kinder willen ist der neuen Liebe jedenfalls mehr Langmut zu wünschen als den jeweils vorhergegangen …