Nicht dasselbe

Unser Jüngster feiert seinen zehnten Geburtstag; er hat zehn oder elf Kinder eingeladen. Wir machen ein Geländespiel im Wald, es gibt vorher ein Eis, hinterher Minipizzen – und als letzter Punkt steht „freies Spiel im Garten“ auf dem Programm. Diese Art zu feiern passt zu uns und hat sich bewährt: Wir haben das auch schon so praktiziert, als unser Ältester zehn wurde.

Man könnte meinen, wir kennen uns aus. Man könnte auch meinen, es sei jedes Jahr dasselbe. Weit gefehlt! Es gibt – abgesehen von den Unwägbarkeiten des Wetters – immer wieder neue Befindlichkeiten, mit denen wir konfrontiert werden: „Ich mag kein Eis. Ich mag keine Salami auf der Pizza: Habt ihr auch was anderes? Ich kann nicht so schnell laufen, ich kann nicht so langsam laufen, wann werde ich abgeholt?“ Und so weiter und so fort.

Am eklatantesten aber ist der Unterschied, der durch die Zeit entsteht: Als der Älteste zehn wurde, hatten wir noch vier weitere Kinder im Alter von acht, sieben, fünf und zwei Jahren hier zu Hause. Vier weitere Kinder, die gern mitspielen wollten, die auch Hunger hatten, die – zum Teil zumindest – beaufsichtigt werden mussten. Beim Jüngsten sind zwei Kinder 16 und 17, halten sich vor allem im Hintergrund und erscheinen nur kurz zum Essen. Zwei andere Kinder sind 12 und 14, helfen beim Geländespiel und beteiligen sich aktiv beim „freien Fußball-Spiel im Garten“.

Es ist auch ein zehnter Geburtstag, wir feiern wie gehabt. Dennoch ist es nicht dasselbe, das fällt sogar dem Großen auf: „Mensch, Mama, als ich zehn geworden bin, da hattet ihr ja noch vier kleinere Kinder – das war sicher ein einziges Gewusel.“ Stimmt.

Entdecke mehr von mehr.klartext-schreiben

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen