Das Corona-Virus verändert uns. Einige macht das Virus buchstäblich krank; das Drumherum aber beschädigt unser aller Miteinander. Den Umgang mit „einschränkenden Maßnahmen“ empfinde ich als subjektiv und nicht hinterfragbar: „Guter Abstand“ wird sehr unterschiedlich verstanden; eine „entspannte“ Grundhaltung stößt schnell auf Unverständnis, wenn nicht gar Widerspruch; und wenn man Worte wie „Augenmaß“ oder „Verhältnismäßigkeit“ ins Spiel bringt, ist das Gespräch entweder beendet oder wird hitzig. Die Nerven liegen blanker als zu normalen Zeiten – und schon wird im privaten Sektor ausgeteilt: Über den Nutzen eines Mundschutzes kann man sich trefflich streiten.
Es scheint nur zwei Kategorien zu geben: Entweder man folgt kritiklos allem, was die Regierung anordnet. Oder man ist doch wohl gegen jede vernünftige Vorsicht, aufmüpfig und unverantwortlich. Dass ich persönlich keine Angst vor Covid-19 habe und versuche, eine gewisse „Normalität“ aufrechtzuerhalten, werten Bekannte als leichtfertig, naiv oder sogar fahrlässig. Dieses spürbare Misstrauen, die deutlich betonte Distanz im öffentlichen Miteinander und eine leicht aggressive verbale Intoleranz gegenüber Andersdenkenden, das sind für mich bisher die auffälligsten Folgen des Virus. Ich frage mich, wie lange wir mit diesen noch leben müssen.