Ernüchtert

Ich laufe und turne regelmäßig und halte mich deshalb für muskulär gut aufgestellt und belastbar. Im Endergebnis kann ich stundenlang Wasser schöpfen (ungewohnte Haltung), spüre anschließend meinen Rücken kaum und fühle mich bestätigt in meiner positiven Körperwahrnehmung.

Eine Woche sitze ich stundenlang auf einem Büro-Stuhl (ungewohnte Haltung). Am darauffolgenden Wochenende kann ich im Endergebnis weder lange sitzen noch stehen – schon gar nicht stundenlang. Die Wärmflasche im Kreuz ist mein liebster Begleiter; ich bin vollkommen ernüchtert hinsichtlich meiner zu positiven Körperwahrnehmung. 

Ich werde in Zukunft sehr wahrscheinlich weniger mit gefluteten Kellern zu tun haben als mit Büroarbeit: Ich sollte also Übungen finden, die mich auf diese bislang ungewohnte Haltung besser vorbereiten als die bisherigen!

Ein tolles Geschenk

Seit über zehn Jahren besitze ich einen Trockner – ein Geschenk meiner inzwischen verstorbenen Tante. Ich benutze ihn selten: nur manchmal, im Winter, für Bettwäsche. Anfang Januar und nach zwei Wochen Wasser im Keller kann ich den Trockner gut gebrauchen. Er steht irgendwo aufgebockt, funktioniert aber. Das Kondenswasser fließt in Ermangelung eines Waschbeckens in leere Bierflaschen; ich leere sie regelmäßig aus und warte dann die letzten Minuten, bis das Programm fertig ist. Das Gerät grummelt wie gewohnt vor sich hin – ein wunderbar gemütliches Geräusch. Ich weiß schon genau, wie die Wäsche riechen und sich anfühlen wird, wenn ich gleich die Tür öffne: weich und warm. Angesichts der mehr als provisorischen Situation in unserem Keller hat der Anblick meines klotzigen Trockners eine beruhigende Wirkung: `Ich mach´ das schon´, scheint er zu sagen, `MIR macht der nasse Keller nichts aus.´ Schade, dass meine Tante nicht mehr mitbekommt, wie dankbar ich gerade heute für ihr tolles Geschenk bin!

Neues Jahr

Die Schulkinder in der Familie haben Ferien, sind viel unterwegs – und sehr beschäftigt.
Wasser im Keller beeinträchtigt den normalen Alltag: Das einzige Paar Gummistiefel, das wir (glücklicherweise seit Weihnachten) besitzen, passt am besten mir. Die meisten anderen müss(t)en barfuß ins kühle Nass und bleiben hübsch oben.
Eine Tochter ist eine knappe Woche lang überhaupt nicht da; zwei Söhne verbringen ihre Semesterferien dafür bei uns.
Morgens, wenn fast alle noch schlafen, fahre ich zur Arbeit …

Irgendwie präsentiert sich das Neue Jahr diesmal anders als normalerweise: besondere Zeiten.

Großzügig

Kurz vor Silvester hat ein Freund von uns eine kleine ambulante OP vor sich, ohne Vollnarkose; ein ähnlicher Eingriff in der Vergangenheit lief nicht so toll. Entsprechend ist unser Freund schon Tage vorher sehr nervös – und bittet uns um Gebet. Am Tag X selbst läuft dann alles wunderbar anders als beim letzten Mal: Der Chirurg ist empathisch und kompetent; eine freundliche Assistenzärztin findet freundliche Worte, so dass die Zeit schnell vergeht; die örtliche Betäubung wirkt hervorragend.

Als wir hinterher miteinander telefonieren, hören wir förmlich, wie erleichtert unser Freund ist: „Es war so viel besser, als ich es mir hätte ausdenken können“, sagt er, „Gott hat sich nicht lumpen lassen.“ Sein Erlebnis freut und ermutigt mich. Für die Herausforderungen, die im Neuen Jahr auf mich zukommen, wünsche ich mir dasselbe: dass Gott sich nicht lumpen lässt, wenn ich mit meiner Nervosität und meinen Befürchtungen zu ihm komme.