Vorsicht!

„Wer unvorsichtig herausfährt mit Worten, sticht wie ein Schwert; aber die Zunge der Weisen bringt Heilung.“
Sprüche 12, 18

„Manchmal frage ich mich“, sagt eine Frau zur anderen, „warum dein Mann nicht schon längst in der Klapse ist.“ Der Kommentar kommt spontan und ungefiltert; er ist spaßig gemeint und wird auch so verstanden – und doch: Meiner Meinung nach geht er ein kleines bisschen zu weit.

Hinterher denke ich, dass da irgendwie ein ungeschriebenes Gespür dafür existiert, was man sich an den Kopf wirft und was nicht. Natürlich variiert das, was wir einen guten Umgang miteinander nennen, und hängt ab von vielen Faktoren: Sind wir allein oder in Gesellschaft, haben wir eine Geschichte miteinander, in welcher Beziehung stehen wir zueinander … Dennoch gibt es Formulierungen, die mir niemals über die Lippen kämen – oder hinterher sehr peinlich wären und mindestens einer Entschuldigung bedürften.

In dem Fall war ich nicht beteiligt, sondern nur Ohren-Zeugin. Es könnte mir total egal sein, was die eine zu der anderen sagt. Wenn ich aber ehrlich bin, bleibt doch etwas hängen: Die eine vergreift sich offenbar manchmal im Ton, die andere kann als anstrengend empfunden werden. Vielleicht werde ich den Satz wieder vergessen. Wahrscheinlicher ist, dass er, wie unbewusst und geringfügig auch immer, mein Bild der beiden beeinflusst.

Herr, hilf mir, meine Zunge im Zaum zu halten, denke ich, sie ist ein törichtes Ding.

„Siehe, auch die Schiffe, obwohl sie so groß sind und von starken Winden getrieben werden, werden sie doch gelenkt mit einem kleinen Ruder, wohin der will, der es führt. So ist auch die Zunge ein kleines Glied und rechnet sich große Dinge zu. Siehe, ein kleines Feuer, welch einen Wald zündet’s an!“
Jakobus 3, 4+5

Zungenmächte

„So ist auch die Zunge ein kleines Glied und richtet große Dinge an. Siehe, ein kleines Feuer, welch einen Wald zündet`s an!“
Jakobus 3, 5

In der Bibel steht einiges über die Macht der Zunge: Worte kann man nicht wieder einfangen, sind sie einmal ausgesprochen. Noch dazu sind es vor allem die negativen Kommentare, die hängenbleiben: Es mag stimmen, dass ich jemanden als selbstgefällig empfinde oder ihn mit „eitler Fatzke“ sehr treffend beschreibe. Allerdings besteht die Gefahr, dass diese Einschätzung alle anderen (ebenso wahren) Aspekte seiner Persönlichkeit überlagert. Den Schwerpunkt auf nur eine Nuance zu legen, ist immer unklug – sicher ist es aber besser, wenn so etwas wie „blitzgescheiter Kopf“ oder „ausgesprochen geduldig“ hängenbleibt.

In der Familie versuchen wir, einem „Du bist…“ immer etwas Positives folgen zu lassen oder es durch ein „Du verhältst dich…“ zu ersetzen. Mein Verhalten kann unfair oder dumm sein; mein Wesen machen diese Attribute deshalb noch lange nicht aus. Unfaires und dummes Verhalten lassen sich ändern. Ob ich mich aber um Fairness bemühe und mir etwas zutraue, wenn ich weiß, dass ich unfair und dumm bin? Ich bezweifle es.

„Tod und Leben stehen in der Zunge Gewalt…“
Sprüche 18, 21