Über langgezogene norddeutsche Winter

In unserer Gegend ziehen sich die Winter meist bis Ende April. Zwischendurch mag es ein paar warme Tage geben; aber das ist alles Spaß. Ja, es ist abends schon wieder viel länger hell; die Bäume haben in den letzten paar Tagen ihr Outfit von blattlos-grau zu austreibend-grün verändert. Tatsache ist: Ich sehe, aber ich fühle nicht, dass Frühling ist. Denn bei uns wird es erst im Mai zuverlässig wärmer.

Mir dauert das viel zu lange: Diese langgezogenen norddeutschen Winter gehen mir jedes Jahr im April gehörig auf die Nerven und bringen meine Geduld an ihre Grenze. Warm will ich`s haben, angenehm warm. Es darf erstmal lau sein am Abend, nachts nicht mehr frieren und auf dem Rad gut ohne Handschuhe machbar. Mehr will ich gar nicht – an sommerlich heiß bin ich noch nicht interessiert. Stattdessen bekomme ich frostig anmutende Temperaturen, die sich hartnäckig halten. Ich habe viel Gelegenheit, meine Wintergarderobe weiter zu tragen, und finde es auf der Terrasse noch zu ungemütlich.

Das Wetter ist ein sehr undankbares Thema – wir haben keinerlei Einfluss darauf. Ich sollte lernen, mich einfach damit abzufinden. Diese langgezogenen norddeutschen Winter könnten dahingehend eine gute Schule sein – bei mir bisher ohne Erfolg.

Richtig kalt?

Bei uns im Norden wird es normalerweise nicht so kalt. Diese Tatsache kann schneeverwöhnte Süddeutsche dazu verleiten, uns für Frostköttel zu halten. Sie scheinen zu denken: `Wer in Norddeutschland im Winter friert, weiß nicht, was „richtig kalt“ ist.´ Fast würde ich es selbst glauben; aber es ist Quatsch: Tiefst-Temperaturen um den Gefrierpunkt herum klingen milde – fühlen sich aber „richtig kalt“ an, wenn die Luft feucht ist oder es sogar nieselt oder regnet.

Auf meinem Spaziergang heute Morgen habe ich deutlich weniger gefroren als sonst, obwohl es sehr kalt war (-10°). Die geschlossene Schneedecke machte alles hell und still – es war wunderbar. Mit dem „richtig kalt“, das wir hier im Norden gewohnt sind, ist so ein Wintertag nicht zu vergleichen.

Nur die Ostfriesen kennen es noch ungemütlicher: Die haben norddeutsche Winter und dazu unerbittlichen Wind – richtig kalt eben.

Wohlfühljahreszeit (2)

Heute Morgen war es kalt, die Luft klar und frisch, der Himmel blau. Auf dem Rad wehte mir ein schneidender Wind entgegen. Ich dachte an den Sommer, aber nur kurz. Ich dachte auch: „Ist gar nicht so schlecht dieses Wetter. Kein Regen, kein Schnee, die Straßen eisfrei, die Luft eisig. So mag ich Winter.“

Ich bleibe ein Sommermensch, aber unter bestimmten Bedingungen mag ich auch Winter.