Müheloses Spicken

„Die kann man nur mit Spicken bestehen.“ Der Kommilitone meines Sohnes redet von einer Religionsklausur an der Uni. Der Satz stimmt nicht, natürlich – sich eifrig zu bemühen (studere) wäre auch eine Option. Aber viele der Studenten versuchen es offenbar gar nicht erst auf die ehrliche Tour: Wer all seine Lernzettel auf dem (unerlaubt eingeschalteten) Smartphone zu Rate ziehen kann, muss das nötige Wissen nicht im Kopf haben.

Darüber kann so mancher vielleicht schmunzeln und diese Art von Betrug als normal und gewieft bezeichnen. Ich bin eher erschrocken als amüsiert: Schließlich handelt es sich bei den Studenten um angehende Lehrer. Deren Beruf(ung) wird es später sein, jungen Menschen Wissen zu vermitteln – selbst wenn man im Internet alles nachschlagen kann. Zweitens war besagte Klausur eine aus dem Fach Religion, Bibelkunde Altes Testament. Zum Stoff gehört unter anderem, wo genau die zehn Gebote stehen – und welches von ihnen `Du sollst nicht lügen´ lautet. Die Heuchelei fällt aber vielleicht nur mir auf. Spicken sollte verhindert oder bestraft werden, finde ich; es ist ähnlich unethisch wie Doping im Sport: in sich unehrlich und außerdem unfair denen gegenüber, die wirklich studiert und sich bemüht haben.