„Du siehst blass aus mit der Mütze“, habe ich beim Laufen meinem Mann zugeraunt. Warum? Ich weiß es nicht. Es war mir schon vor ein paar Tagen aufgefallen, als wir uns anzogen: Die schwarze Mütze macht ihn blass, zumal er mitten im Winter ohnehin nicht soviel Farbe im Gesicht hat.
Seine Reaktion: „Aha. Interessant. Was willst du mir damit sagen? Es könnte sein, dass du mich motivieren möchtest, mir eine andersfarbige Mütze zu kaufen. Vielleicht sollte ich auch – um der Optik willen – ganz auf eine Kopfbedeckung verzichten? Was – und vor allem wen!!! – interessieren meine abgefrorenen Ohren! Oder aber du wunderst dich, dass ich überhaupt blass bin, und machst dir Sorgen? Es könnte auch sein, dass du mir mitteilen möchtest, dass ich wirklich nicht gut aussehe und doch mal etwas dagegen tun könnte – was auch immer das sein könnte.“
Abgesehen davon, dass ich während des Laufens – im Gegensatz zu sonstigen Gelegenheiten – nur höchst selten zu langen Debatten aufgelegt bin, glaube ich: Mein Satz war eine lapidar dahingeworfene Bemerkung, ganz ohne Sinn und Verstand und vor allem ohne ein anvisiertes Ziel. Aus Sicht meines Mannes gibt es das nicht – zweckfreie Kommentare. Irgendeine Motivation steckt hinter jeder Aussage. Wenn das stimmt, muss ich bekennen: Ich kenne meine Motive nicht, ich werde aus mir selbst nicht schlau. Und obwohl ich weiß, welches Gedankenkarussell ich bisweilen bei meinem Mann auslöse, schwappen derartige Sätze immer wieder aus mir heraus. Ohne dass ich genau weiß, was ich mit ihnen sagen will. Wahrscheinlich vor allem dieses: „Du siehst blass aus mit der Mütze!“