Wohin damit?

Wir sind es gewohnt, dass die Sommer entweder verregnet sind – aber insgesamt trotzdem viel zu trocken. Meist streiten sich die Landwirte mit dem Rest der Gesellschaft darüber, ob sie ihre Flächen bewässern dürfen oder nicht. Die Wasserstände in irgendwelchen Stauseen und Rückhaltebecken werden gemessen; außerdem ist der niedrige Grundwasserspiegel beliebtes Thema und irgendwie auch Beweis für den Klimawandel. Regnet es dann doch mal, heißt es: `Die Böden brauchen Feuchtigkeit.´ Gegen die Bedürfnisse der Böden lässt sich kaum etwas sagen. Man hat den Eindruck, als wären Wärme und Sonne per se schlecht und freuen könne man sich nur (und immer) über Schmuddelwetter.

Dieses Jahr ist es anders, denke ich, jedenfalls der Herbst/Winter. Seit Wochen regnet es (nicht nur gefühlt) ganz schön oft und ganz schön viel. Ich benutze fast täglich meine Regenhose; die Flüsse sind voller Wasser; überall in unserem Landkreis stehen die Wiesen (und teilweise auch Straßen) unter Wasser. Heute hörte ich wieder den Satz, der in diesem Zusammenhang immer fällt: `Die Böden brauchen Feuchtigkeit.´ Nur blöd, dass sie derzeit offensichtlich nicht wissen, wohin damit.

Regen

Ich gehe oft spazieren. Das Wetter ist mir fast egal; ich ziehe mich entsprechend an: Eine Regenjacke ist in unserer Gegend häufig eine gute Wahl. Wenn es gar nicht anders geht, ziehe ich manchmal auch eine Regenhose an; aber sie ist nicht meine erste Wahl: Darunter bleiben meine Beine zwar trocken vom Regen – schwitzen aber. Mir ist dann leicht zu warm, ich kann aber weitergehen.

Heute Morgen nieselt es nur – zunächst. `Kein Regenhosen-Wetter´, denke ich und gehe los. Nach 20 Minuten regnet es stark, aufgrund des Windes nicht nur von oben. Ich schwitze nicht, aber schnell werden meine Beine nass. Mir ist jetzt leicht zu kalt, ich drehe um.

Ich erinnere mich an eine Wanderung in Schottland vor anderthalb Jahren: Nach sechs bis sieben Stunden fing es an zu nieseln – zunächst. `Kein Regenhosen-Wetter´, dachten wir und liefen weiter. Die letzten zweieinhalb bis drei Stunden regnete es stark, aufgrund des Windes nicht nur von oben. Uns war warm, aber nicht nur die Beine, sondern vor allem unsere Schuhe wurden sehr nass. Umdrehen war damals keine Option; am Ziel kümmerte sich der Wirt (erfolgreich!) um unsere nassen Klamotten.

An einem verregneten Dezembertag in Deutschland denke ich an unseren allerschönsten Urlaub überhaupt – und komme nass, aber lächelnd zu Hause an.