Musik

Unsere Kinder hören mehr Musik als wir – und kennen sich in der aktuellen Musik-Szene viel besser aus als wir. Nicht immer sind unsere Geschmäcker kompatibel :-(.

Deshalb zaubert es uns ein Lächeln ins Gesicht, wenn sie Lieder aus den 80ern hören – von Dire Straits, Men at work, Herbert Grönemeyer, The Police, Simon and Garfunkel …

Alles Musik aus deiner Zeit, oder?

Meine Kinder und ich teilen nicht ganz denselben Musikgeschmack. Es gibt gemeinsame Schnittmengen, vor allem mit den Töchtern; aber grundsätzlich erfreut sich die nächste Generation an anderen Liedern als ich. Gut so und richtig, glaube ich. Ich persönlich weiß kaum, was heute angesagt ist; mein ältester Sohn dagegen kennt sich in meinem eigenen Musikspektrum ziemlich gut aus: Die 80er Jahre sind ihm kein Rätsel, er kann viele Lieder mitsingen, hat die Melodien und Rhythmen erstaunlich gut drauf. Das erstaunt mich immer wieder. Letztens amüsierten wir uns eine Weile mit „Kennst du das?“; ein weit verbreiteter Musik-Streaming-Dienst macht Hörproben möglich.

Interessanterweise warf er dann zwischen deutschen Liedern von Heinz Rudolf Kunze, Herbert Grönemeyer, Marius Müller Westernhagen und Nena ein: „Kennst du `Wahnsinn´ von Wolfgang Petry?“ Ich hatte natürlich eine Ahnung, fand aber, dass Wolfgang Petry in eine ganz andere Schublade gehört als die anderen Interpreten. Sie mögen alle aus den 80ern sein, dennoch fanden typische Schlager damals keinen Platz in meinem Herzen – und keine empfangsbereiten Ohren. Ich weiß nicht, ob mein Sohn den Unterschied nicht hört – vielleicht erfolgt die Bewertung von Musik mit zeitlicher Distanz nach ganz anderen Kriterien…

Ganz oder gar nicht

Mein Sohn hatte letztens Küchendienst und hat dabei Musik gehört. Nicht oft teile ich den Geschmack meiner Söhne auf diesem Gebiet, diesmal aber schon: Das Lied fiel unter die Kategorie „Gute Laune-Musik“. Interessanterweise hören wir Musik unterschiedlich: Mein Sohn braucht eine Geräuschkulisse beim Abwaschen, Tischdecken etc. – Musik als Hintergrund. Für mich ist Musik ungeeignet als Beigabe. Wenn ich sie mag, nimmt sie mich gefangen – Körper und Geist, daneben geht nicht viel anderes. Gefällt sie mir nicht, stört sie eher. Musik geht bei mir nur ganz oder gar nicht.

Kunde oder Kollateralschaden

Vorab: Ich höre kein Radio. Vielleicht sollte ich „kaum“ sagen, denn meine Kinder tun es – und manchmal bin ich währenddessen mit ihnen zusammen. Kaum also. Es fehlt mir nicht. Ich höre auch keine andere Musik nebenbei – höchstens während ich bügele. Ansonsten höre ich Musik nur, wenn ich wirklich Musik hören will. Es ist für mich eine eigenständige Tätigkeit.

Wenn ich in einen Klamottenladen gehe, empfinde ich die meist erklingende Musik als herausfordernd. Sie raubt mir die Ruhe und nimmt mir die Lust, mich interessiert umzuschauen. Sie macht mich gleichzeitig müde und hibbelig. Das, was es mir schön machen soll im Laden, macht es mir unangenehm. Oft frage ich mich, ob es den Verkäufern nicht genauso geht und wer eigentlich entscheidet, dass in vielen Geschäften immer Musik laufen muss.

Für mich müssten sie nichts abspielen, für mich als Kundin – und bin ich nicht König? In meinem Fall steht die Musik meiner Bereitschaft im Weg, mich länger und gern in diesen Läden aufzuhalten und Geld gegen Ware zu tauschen. Entweder, es geht nicht um die Kunden, was komisch wäre. Oder aber ich bin der Ausnahmefall, eine der wenigen Personen, die nicht mehr und lieber einkauft, wenn sie dabei Musik hören kann. Mein persönlicher Unwille beim Shoppen ist dann vielleicht der Kollateralschaden, der in Kauf genommen wird, weil man es eben nicht jedem recht machen kann.

Es wäre doch interessant, wieviele Leute die Musik in Geschäften wirklich schätzen, gleichgültig über sich ergehen lassen, schlicht ertragen oder ebenso störend finden wie ich. Bei einer solchen Studie würde ich mitmachen. Es kann auch alles so bleiben, wie es ist – es würde mich nur interessieren, wie groß der eingeplante Kollateralschaden ist.