Zu langsam? Ja!

Inspiriert vom Sportunterricht meiner Tochter versuche ich mich an 1.000 Metern auf Zeit – und orientiere mich an der Zeitvorgabe für die Klassenstufe 11. Im Vorfeld halte ich 15 Punkte für `durchaus machbar´, obwohl ich seit Jahrzehnten nicht mehr Mittelstrecke laufe, sondern Langstrecke trotte. Bei meinem ersten Übungslauf bin ich dann – zu langsam. Das ist natürlich einerseits logisch: Ich bin schließlich nicht 16, sondern 52 Jahre alt. Andererseits denke ich, ich sei noch immer ganz fix unterwegs. Subjektiv bin ich das: schnell für mein Alter und so. Objektiv bin ich eine lahme Ente. Es hat nichts mit mir persönlich, aber alles mit meinem Alter zu tun. Mittlerweile bin ich schlicht nicht mehr in der Lage, in Klassenstufe 11 über 1.000 Meter eine 1+ zu erreichen. Ein paar Tage später versuche ich es trotzdem noch einmal – und schaffe eine tolle Zeit. Für 15 Punkte würde es zwar (knapp) nicht reichen; mit dem Ergebnis kann ich trotzdem höchst zufrieden sein. 

Zu langsam? Nö!

Meine Tochter muss in der Schule 1.000 Meter auf Zeit laufen. Im Probelauf ist sie zu langsam für 15 Punkte, obwohl sie trainiert ist und sich anstrengt. Mit der erlaufenen Zeit ist sie daher nicht zufrieden, hält es aber für unwahrscheinlich, innerhalb von zwei Wochen 20 Sekunden schneller zu werden. Dennoch übt sie (auf gerader Strecke in der Feldmark) – und ist ebenso `langsam´ wie im Probelauf. Wir ermutigen sie, trotzdem nicht aufzugeben. Eine Straßenrunde bei uns in der Siedlung passt von der Länge her; einen Tag vor der Benotung übt sie ein letztes Mal. Diesmal fehlen meiner Tochter zwei Sekunden. Das macht sie zuversichtlich: Sie hat jetzt ein gutes Gefühl für die Strecke und weiß, welches Tempo nötig und gleichzeitig für sie möglich ist.

Am nächsten Tag unterbietet sie die geforderte Zeit um zehn Sekunden – und ist insgesamt eine halbe Minute schneller unterwegs als vor zwei Wochen. Ich finde das beachtlich und freue mich für meine Tochter. Sie weiß jetzt, dass deutlich mehr in ihr steckt, als sie manchmal denkt – sowohl Muskelkraft als auch mentale Stärke.

Die Letzte

Wir sind mit dem Fahrrad unterwegs. Es dauert nicht lange, und ich bin die Letzte von allen. Ich betrachte meine Kinder und meinen Mann und denke an die zurückliegenden Radfahr-Jahre: Das jüngste Kind war meist auch das langsamste, bildete aber nur ungern das Schlusslicht. Also fuhr ich hinterher. Es machte mir nichts aus, die Letzte zu sein – ich war es freiwillig.

Inzwischen hängen die Kinder mich ab: Ich staune, wie schnell aus mir die Langsamste wurde. Es macht mir noch immer nichts aus, die Letzte zu sein – allerdings geschieht es weniger freiwillig als notgedrungen.