Gut gebrüllt?

Ich mache mir Gedanken über etwas, was mich sehr beschäftigt, und schreibe diese auf. Das Ergebnis – meiner Meinung nach ausgewogen und lesenswert – schicke ich zu einem Freund. Dieser liest den Text brav und quittiert meine Bemühungen mit „gut gebrüllt, bin eigentlich mit allem einverstanden“. Damit holt er mich flugs auf den Boden der Tatsachen zurück – obwohl er das sicherlich nicht beabsichtigt. Sein `Kompliment´ ist für mich wie eine etwas unsanfte Erdung: Meine Gedanken sind gut, aber nicht neu; ich formuliere nicht ausgewogener als andere und überzeuge niemanden mit meinen klärenden Betrachtungen. Was mich Mühe und Zeit gekostet hat, ist weder besonders wichtig noch ändert sich dadurch der Lauf der Dinge – wahrscheinlich inspiriere ich nicht einmal meinen Freund.

Meine Gedanken sind nicht einzigartig, ich weiß das. Trotzdem werde ich weiter aufschreiben, was mich beschäftigt. Für mein Gemüt ist es wichtig, dass ich regelmäßig das Durcheinander in meinem Kopf sortiere – und das kann ich am besten schriftlich. MIR wird dadurch einiges klarer, ICH verändere mich – und erlebe mich den manchmal irritierenden Umständen gegenüber als weniger ohnmächtig. Das sollte mir reichen. Nächstes Mal behalte ich meine Gedanken für mich und spare mir mein `gutes Gebrüll´.