Selten haltbar

Freundschaften sind einem Wandel unterworfen: Die wenigsten bleiben für ein ganzes Leben gleich intensiv. Ich schätze mich glücklich, ein, zwei, drei Freunde aus Schulzeiten zu haben: Diese Beziehungen kann nichts erschüttern, auch wenn man sich monate- oder manchmal einige Jahre lang nicht sieht. In den vergangenen Jahrzehnten fühlte ich mich einigen anderen Menschen auch sehr nahe – aber meist nur phasenweise.

Später im Leben geschlossene Freundschaften scheinen nur in Ausnahmefällen lange haltbar zu sein. Ohne mir ersichtlichen Grund trennen sich die Wege wieder: Die Kinder sind nicht kompatibel; in die vollen Terminkalender passen irgendwann nicht mehr genug Treffen; das, was anfangs bereichernd wirkte, wird mehr und mehr anstrengend; auch innerhalb desselben Wohnortes gilt manchmal `aus den Augen, aus dem Sinn´ – was auch immer. Freunde kommen und gehen. Wir haben Glück: Eine relativ junge Freundschaft (nur 20 Jahre alt) hält doch, auch wenn Ortswechsel persönliche Begegnungen erschweren. Sie hat schon ein paar unterschiedliche Lebensphasen überdauert. Die Beziehung verändert sich, ja, aber sie ist noch da.

Haltbarkeit? Spielt (k)eine Rolle!

Für eine Woche hat sich mein Alltagstun halbiert: Zu dritt fällt weniger Wäsche an als zu fünft oder gar zu siebt; bei drei Personen bleibt auch das Haus länger sauber und aufgeräumt. Als Sahnehaube essen wir auch nicht so viel, als wenn all die anderen zu Hause wären. Das spart Zeit – sowohl beim Einkaufen als auch beim Kochen. Alles leichter also? Nicht ganz, denn plötzlich muss ich mir Gedanken um etwas machen, was in den letzten Jahren keine Rolle spielte: Wie lange ist der Fisch haltbar? Essen wir alles auf, bevor etwas schlecht wird? Was passiert mit den Resten?

Innerhalb der nächsten vier, fünf Tage trudeln alle momentan Abwesenden wieder hier ein, dazu kommt noch Besuch, um das zu feiern. Ich werde keine Zeit mehr haben, mir um die Haltbarkeit von Lebensmitteln Gedanken zu machen. Glücklicherweise spielt die dann auch wieder keine Rolle mehr.