Letztens hatten wir Besuch. Eine Familie mit zwei kleinen Kindern – drei und fünf Jahre alt. Als die Kleine zwischendrin fragte, wo mein Jüngster (neun Jahre) abgeblieben sei, sagte ich: „Der ist auf der Straße, geh mal gucken.“ Der Vater: „Die ist drei Jahre alt, bist du verrückt?“ Und mir wurde klar, was ich gemacht habe. Obwohl ich dem Kleinkindalter noch nicht so lange entwachsen bin, ist es Lichtjahre her für mich, dass ich unsere Kinder IMMER und ÜBERALLHIN begleiten musste. Natürlich ist ein solcher Auftrag – noch dazu in fremdem Wohnviertel – eine Komplettüberforderung für eine Dreijährige. Natürlich habe ich die Kleine an die Hand genommen und mit ihr zusammen nach MEINEM Kleinen gesucht.
Am Wochenende geht dieser Kleine für einen Tag auf ein Pfadfinderlager, abholen ist gegen neun. Abends. Finde ich viel zu spät. Die Verantwortlichen haben entweder keine oder ältere Kinder – klar. Mit zunehmendem Alter verschiebt sich „zu spät“ ganz schnell in Richtung „noch ziemlich früh“. Ich muss aufpassen, dass ich mich nicht zu sehr darüber aufrege – denn aus einem anderen als dem eigenen Erfahrungshorizont heraus zu beurteilen, zu entscheiden, das ist nicht so einfach.