Im wöchentlichen Wechsel schreiben Journalisten einer Tageszeitung einen Newsletter. Diese Woche kommt einer der freien Mitarbeiter zu Wort. Ich `kenne´ ihn; er ist einer derjenigen, deren Texte ich ganz gern lese – auch wenn sie meist etwas zu lang sind für meinen Geschmack. Bisher hat mich das nicht sehr gestört, aber dieser Newsletter gibt mir zu denken: Hierin beschreibt besagter Autor in epischer Breite einen seiner Tage, an denen er nichts Vernünftiges zu Papier bringt. Er braucht etwa 11.000 Zeichen dafür. Schon die ersten 2.000 Zeichen bestätigen eine Vermutung, die ich schon länger hege: Wenn man erst einen gewissen Namen hat als Autor, kann man buchstäblich schreiben, wie man will und wird dafür gefeiert. Das ist an sich nicht schlimm; vor der Narrenfreiheit, die mit dem Ruhm kommt, sind wohl gerade erfolgreiche Schreiber nicht gefeit. Wäre ich an ihrer Stelle, würde mir der Ruhm sicher auch zu Kopf steigen – und sich negativ auf die Güte meiner Arbeit auswirken. Ich hoffe jedoch, ich wäre nicht auch noch stolz darauf und es wäre mir peinlich, damit hausieren zu gehen!
Erfolgreich als Mutter?
„Wo der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wo der Herr nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst.“
Psalm 127, 1
Bin ich als Mutter erfolgreich, wenn aus meinen Kindern „etwas wird“? Und was heißt das? Eine Krankenschwester, ein Vater, ein Lehrer, ein Fußballstar, eine Pianistin, ein Mathematiker, ein Bundeswehrsoldat, ein Entwicklungshelfer, ein Lotto-Gewinner, eine zufriedene Frau …? Definiere ich mich später über die Lebenstauglichkeit meiner Kinder? Auch noch, wenn sie Lebenskünstler werden? Von wieviel Machbarkeit gehe ich unbewusst eben doch aus? Wieviel meine ich, selbst in der Hand zu haben?
Nicht erst, wenn etwas Unerwartetes passiert, ist es hilfreich, die eigene Allmacht in Frage zu stellen und Dinge loszulassen. Wir haben letztlich gar nichts unter Kontrolle; Gott dagegen alles. Er weiß, was gut ist, er weiß, welche Persönlichkeit in unseren Kindern schlummert, welcher Art die Herausforderungen sind, die ihnen bevorstehen und wie er sie am besten darauf vorbereiten kann. Ich möchte bewusst mit seinem Eingreifen rechnen, für meine Kinder beten, um Gutes, um Segen bitten und vertrauen, dass Gott es gut meint und zum Ziel kommt mit ihnen – auch wenn menschlich „erfolgreich“ vielleicht anders aussehen würde.