Mit der Bahn fahre ich selten; es ist daher immer wieder ein kleines Abenteuer. Oft staune ich über die logistische Leistung, die hinter einer Bahnverbindung mit mehreren Anschluss-Zügen liegt. Derjenige, der die Fahrpläne macht, muss dafür alles Mögliche im Blick haben: Wie viele Leute wollen wann von wo nach wo? Wo treffen welche Linien aufeinander, wie verteilt man die Züge gleichmäßig auf die jeweiligen Bahnsteige, welche Umsteigezeiten sind zumutbar, wie lange wartet welcher Zug auf den nächsten? Welche Alternativ-Verbindungen kann jemand wählen, der eventuell seinen Anschlusszug verpasst? All das geschieht, bevor ich mich auf den Weg mache.
Am Reisetag selbst grenzt es an ein Wunder, dass Leute in der Zentrale eines Bahnhofes die Übersicht behalten. Es ist ein Full-time-Job, alles Nötige so zu kommunizieren, dass jeder Reisend Bescheid weiß. Entsprechend häufig sind Bahnhofsdurchsagen: Zwar versteht man meistens nur die Hälfte, weil durchfahrende Züge, laute Mitreisende oder die Lautsprecher-Geräusche von anderen Bahngleisen die Hörqualität beeinträchtigen. Dennoch ertönen regelmäßig und mehrfach Ansagen zum `baldigen´ oder auch `sofortigen´ Eintreffen eines bestimmten Zuges. Ist dieser zu spät, wird ein Grund angegeben: vorausfahrender anderer Zug, Gleisarbeiten, Änderungen im Fahrplan, Verzögerungen im Vorfeld … Abschließend entschuldigt sich der jeweilige Sprecher für die Unannehmlichkeiten, die den Reisenden dadurch entstehen. Dieser letzte Teil ist der einzige, der auf meiner letzten Bahnreise auch ins Englische übersetzt wurde. Nach jeder – ziemlich ausführlichen – deutschen Erklärung des auftretenden Problems kam: „We are sorry for any inconveniences.“ Ich musste jedesmal schmunzeln: Auf meiner Reise verursachten zwei von drei Zügen Unannehmlichkeiten – die Entschuldigungen häuften sich.
Ich stellte mir vor, ich spräche kein Deutsch. Glücklicherweise sind die Anzeigetafeln in Deutschland gut lesbar und – meist – auf dem aktuellen Stand. Denn von dem Gesagten bekäme ich nichts mit. Alles, was ich verstehen würde, wäre die fortwährende Entschuldigung für `any inconveniences´.