Beim Fußball bin ich patriotisch; wenn Deutschland raus ist, werde ich gleichgültig. Das EM-Finale zwischen Italien und England war mir trotzdem nicht egal: Ich liebe das Englische, sehr sogar. Die Sprache ist wunderbar; und ich finde, die Briten haben einen feinen Humor. Ich schätze die `feine englische Art´ und mag die unterschiedlich schönen Landschaften in Großbritannien. Zu Italien habe ich weniger Affinität – bis auf die Tatsache, dass ich gern einmal hinfahren würde. Ich hätte also beim EM-Finale eher für England sein müssen – und war es doch nicht. Es lag nicht an den Spielern: Fußballerisch sind aus meiner Sicht viele sehr gut und spielen ähnlich körperbetont, teilweise aggressiv, auf den Sieg orientiert und mannschaftsdienlich.
Die englischen Fans ließen meine Sympathien kippen. Eine Mannschaft, die die meisten Spiele zu Hause und vor eigenem Publikum absolviert, hat Heimvorteil. Klar. Gegen anfeuernde Unterstützung von den Rängen habe ich nichts. Aber jeden Ballbesitz des gegnerischen Teams mit Buh-Rufen und Pfiffen zu quittieren, das empfinde ich als unsportlich – und schädigend für das Ansehen der Mannschaft. Vor allem den englischen Fans habe ich einen Sieg ihres Teams nicht gegönnt, obwohl England selbst den EM-Titel endlich einmal verdient gehabt hätte.