Mitbeschäftigt

Eins unserer Kinder leiht sich unser Auto, um einige Dinge aus der bisherigen Wohnung zu transportieren und bei uns zwischenzulagern: nach Hause kommen und die Autositze ausbauen, mit dem Auto wieder los, am nächsten Tag mit zwei Ladungen wieder herkommen, Autositze wieder rein. Dann will es eine Nacht hier übernachten und mit zwei Taschen und einem Rucksack per Zug aufbrechen in eine neue Stadt. Im Grunde ist ja nur das Kind beschäftigt; klingt also überschaubar für uns.

So ganz stimmt es nicht: Autositze auf der Terrasse abdecken, Umzugskram im Haus unterbringen, zwei Leute mehr als sonst da (Kind bringt einen Freund und dessen Zeug gleich mit). Die beiden sind ausgehungert, müde und erschöpft. Bevor sie am nächsten Tag fahren, sortieren ihre einzulagernden Schätze um und packen ihre Taschen: `Scotty, bitte einmal quer durch die Republik beamen´ wäre eine traumhafte Alternative. Geht leider nicht, also ab zum Bahnhof und weg sind sie – fast. Nicht mehr mit dem Umzug des Kindes beschäftigt bin ich erst, als es sich Stunden später aus der neuen Interimsheimat meldet. 

Zeit sparen – aber wofür

Mähroboter, automatische Sprenganlagen und Saugmaschinen ersetzen in vielen Haushalten die früher noch überall von Hand erledigten Routine-Arbeiten, die in jedem Haus mit Garten anfallen. Arbeitserleichterung und Zeitersparnis – super. Ich frage mich aber, was mit der ersparten Zeit gemacht wird! Gefaulenzt? Nachgedacht? Erholung? Fehlanzeige. In der „freien“ Zeit kann man etwas anderes erledigen, sich anders beschäftigen: Sich mit Freunden zu treffen (sehr schön, ohne Zweifel), ist noch die beste Alternative. Vielleicht wird aber auch statt der anfallenden Alltagsaufgaben mehr für den Job getan, noch schnell eine Mail geschrieben, ein Film geschaut – was weiß ich. Wir fluten den Geist mit neuen Reizen, zur Ruhe kommt er – und wir – nicht:. Dass die gewonnenen Stunden tatsächlich Erholung ermöglichen und entspannende, freie Zeiträume schaffen, wage ich zu bezweifeln.

Als ich letztens im Garten stand, meine Pflanzen wässernd, habe ich das genossen: Nachdenken und dennoch etwas tun, mein Hirn hat sich ganz von allein fokussiert (aufs Gedanken-Schweifen-Lassen): Die Hände waren beschäftigt. Der Schlauch hat die Unruhe aufgefangen, die mich sonst leicht beim Stillsitzen erfasst. Um mich herum das Rauschen des Wassers, abendliche Wohnsiedlungsgeräusche aus den Nachbargrundstücken, Grillengezirpe, die Familie zum Teil noch auf der Terrasse, aus der Ferne Straßenlärm – und trotzdem war ich ganz mit mir allein. Schön war das. Geht einem verloren, wenn ein Sprengsystem diese Arbeit erledigt und man sich stattdessen anders beschäftigt. Kann auch schön sein, ist wahrscheinlich aber für den Geist nicht so erholsam.

Routineaufgaben sind nicht das, was mein Leben „busy“ macht.