Um der Kinder willen, damit sie nicht unkontrolliert viel Zucker essen, habe ich die Schokolade weggeräumt, die von Ostern noch übrig ist. Sie ist noch immer leicht zu finden, lagert nur nicht mehr bequem zugänglich im Küchen- beziehungsweise Kühlschrank. Es funktioniert; keiner hat Lust, die Schokolade erst suchen zu müssen: Die Kinder (und wir mit ihnen) essen deutlich weniger Süßes – und vermissen nicht viel. Mal sehen, wie lange diese unbequeme Phase anhält, die uns allen so gut tut.
No go?
Ich habe einige Schuhpaare, fast alle sind schwarz, praktisch und bequem. Ausgesprochene Tanzschuhe sind nicht dabei – aber was sind schon richtige Tanzschuhe? Ich habe so selten Gelegenheit, mich dem Standardtanz zu widmen, dass ich keine extra Schuhe dafür benötige. Ein paar „richtig schicke Schuhe“ besitze ich, ziehe sie aber äußerst selten an – sie sind nicht sehr bequem.
In einem Gespräch mit ein paar Frauen wurde ich darauf hingewiesen, dass es buchstäblich ein „No go“ ist, mit anderen als richtigen Tanzschuhen zu einer Tanzveranstaltung zu gehen. Auf keinen Fall kann man Schnürschuhe anziehen – sie können noch so schön sein.
Am vergangenen Wochenende fand er statt, der Tanzstunden-Abschluss-Ball meiner Tochter. Was tun? Ich zog meine einzigen „richtig schicken“ Schuhe an, obwohl klar war, dass sie zu eng und unbequem sind, um gut und gern mit ihnen zu tanzen. Dafür passten sie zu meinem Kleid. Der Ball war sehr gut besucht; auf der Tanzfläche war selten und wenig Platz. Unsere Tochter amüsierte sich und tanzte viel – zweimal sogar mit ihrem Vater. Ich saß oder stand und schaute zu – und sah wahrscheinlich gut dabei aus. Wohl fühlte ich mich nicht. Nächstes Mal ist es für mich ein „No go“, etwas anderes als bequeme Schuhe anzuziehen. Nächstes Mal ist es mir egal, was man macht oder nicht.
Anstrengend oder nur unbequem?
„Solche anstrengenden Gedanken machst du dir?“, fragt mich eine Freundin, als ich etwas zu meiner Entscheidung sagte, kurze Wege grundsätzlich nicht mit dem Auto zurückzulegen. (Sehr seltene Ausnahmen setzen diesen Grundsatz nicht außer Kraft; ich versuche, nicht dogmatisch zu sein.) Anstrengend? Ich empfinde das nicht als anstrengend, sondern eher als geboten. Ich kann, darf und muss mir meiner Meinung nach Gedanken machen, wie ich mich verhalte. Nicht dogmatisch, nicht so, dass ich einmal getroffenen Entscheidungen alles unterordne (ohne Rücksicht auf Verluste), aber doch häufiger als „wenn´s gerade passt“. Wir können es uns nicht mehr leisten, vor allem bequem zu sein – wahrscheinlich konnten wir es nie. Und wir sollten das Bequeme unseres Lebensstils wahrnehmen.
Die Jugendlichen heutzutage mögen mit ihren „Fridays for Future“-Aktionen teilweise zu radikal oder zu inkonsequent sein; aber wir „Alten“ können nicht so tun, als ginge uns das vor lauter erprobter Lebenserfahrung gar nichts mehr an! Sicherlich hat jeder eine andere Einstellung zur Umwelt und zu dem, welches Verhalten mit dem eigenen Gewissen vereinbar ist und was nicht. Ignorant einfach so weiter zu machen wie „schon immer“, ist meiner Meinung nach keine Lösung. Es kostet, die Umwelt zu bewahren – oft Geld, manchmal auch Zeit, Kraft und Bequemlichkeit. Darüber nachzudenken, was es mich persönlich kosten darf, ist vielleicht anstrengend, mit Sicherheit aber notwendig.