Keine Ahnung?

Das `Theater der Nacht´ in Northeim hat ein besonderes Treppenhaus: Es ist dem Skelett eines Drachen nachempfunden. Von ganz unten im Keller kann man bis unters Dach schauen; die Windungen der Drachen-Wirbelsäule werden immer enger. Für mich ist das eine interessante Gestaltungsidee – aber nicht mehr. Ein anderer Besucher ist dagegen ganz begeistert von der Konstruktion. Er ist Bauingenieur und hat einen vollkommen anderen Blick. Die zugrundeliegende Idee an sich fasziniert ihn ebenso wie die Tatsache, dass Beton dazu verwendet wurde. Für diesen brauche man eine Schalung, sagt er, und in solch einer Spiralform sei das schwierig. Außerdem müssten die Steinchen in der Betonmischung bleiben, wo sie sind – was genau die richtige Konsistenz voraussetzt.

Weil er weiß, was machbar ist und was nicht, kann er viel besser wertschätzen, was er hier sieht. Ich sehe dasselbe wie er – und doch nicht. Im schlimmsten Fall erlaube ich mir sogar ein völlig unqualifiziertes Urteil: weil ich keine Ahnung habe.

Keine Ahnung!

Wir treffen uns zum Doppelkopf-Spielen mit Freunden. Ich mag das Spiel, es ist nicht so komplex wie Skat – und trotzdem nicht nur eine Frage `guter Karten´. Manche Runde läuft super: Ich weiß genau, was ich spielen muss. Aber dann sind da die Momente, in denen ich `ahne´, dass von meiner nächsten Karte viel abhängt, aber keine Ahnung habe, welche das sein könnte: `Wie komme ich raus?´, frage ich mich – und weiß erst hinterher (oder nicht einmal dann), ob ich mich richtig entschieden habe. Die drei anderen scheinen klarer zu wissen, wie man schlau spielt.

Zwischendrin zögert mein Mann und wirft einen (für mich) überraschenden Satz in die Runde: „Manchmal habe ich keine Ahnung, wie ich rauskommen soll!“ Die anderen beiden bestätigen, dass es ihnen genauso gehe. Ich staune und frage mich, wie ich diesbezüglich auf sie wirke …

Dennoch: An diesem Abend werde ich Letzte – mit reichlich Abstand zum Vorletzten. Es hatte nichts mit meinem Können zu tun; ich hatte einfach nicht so `gute Karten´!