Abenteuer Einbruch

Die `Nachbarin´ meiner Freunde hier kommt spontan vorbei; sie hat sich aus ihrem Haus ausgeschlossen. Ob wir wohl kommen, durchs Fenster bei ihr einsteigen und die Tür von innen öffnen könnten. Gut dass ich da bin: Die Leiter vor dem Fenster hat nur drei Stufen, von der obersten aus ist der Fenstersims noch immer ungefähr auf Brusthöhe. Ich springe und schiebe mich umständlich und kopfüber ins Haus – und komme mir vor wie Pippi Langstrumpf. Die beiden Damen, die mir von unten zuschauen, lachen sich kaputt. 

Hinterher sitzen wir in der Küche und reden. Die 76-jährige Hausbesitzerin wirkt ganz vergnügt und zufrieden, ist aber fast taub und offensichtlich überfordert: Im Haus herrscht komplette Unordnung; es müsste dringend geputzt und alles von außen und innen gestrichen werden. Der Garten befindet sich in einem ähnlich vernachlässigten Zustand. Nach einer halben Stunde fahren wir wieder nach Hause; ich bewundere, wie einfach und zurückgezogen die Menschen `hier draußen´ leben.

Später sprechen wir darüber, welche Abenteuer mir geboten werden: mein erster Haus-Einbruch – und voraussichtlich auch mein letzter.

Inspiration (1): AbenteuerLust

Ein Freund schenkte mir ein Buch – den Bericht über eine Lebensreise. Ich könne es „als Inspiration für meine nächste Reise verstehen“, hieß es in seinem Begleitbrief. Noch habe ich das Buch nicht gelesen, aber ich ahne, dass des Autors Mut, Risikobereitschaft und Abenteuerlust in einer anderen Liga anzusiedeln sind als meine eigenen: Länder wie der Irak, Afghanistan oder der Libanon stehen nicht auf meiner bevorzugten „to-go“-Liste. Dem freundlichen Buchschenker gegenüber gab ich ein wenig kleinlaut zu, nicht so mutig und risikobereit wie der Autor zu sein. Trotzdem bedankte ich mich für den Inspirationsversuch – und freue mich ehrlich auf die Lektüre.

Nach weiteren Überlegungen frage ich mich, ob man Mut überhaupt vergleichen und bewerten kann: Jeder hat eine andere Komfortzone, die zu verlassen nicht so leicht ist. Die eine wandert allein durch England oder radelt quer durch Norddeutschland. Der andere erkundet Millionen-Metropolen in Fernost. Und die Nächste arbeitet selbständig auf einer Alm mit allen Konsequenzen und Zuständigkeiten, die dazugehören. Zu allem gehört Mut, aber wieviel? Jedes „Abenteuer“ erfordert, dass man sich etwas Neues, teilweise Unbekanntes zutraut und zumutet. Für jede dieser „Reisen“ zwingend notwendig ist die Bereitschaft, sich auf Situationen einzulassen, die uns über das Vertraute hinaus herausfordern.

Ich mag tatsächlich nicht sehr mutig sein, aber das ist es nicht, was mich von einer Reise in den Libanon abhält: Fast ebenso unattraktiv wie die Rucksackreise durch eine Krisenregion erscheint mir persönlich eine exklusive Kreuzfahrt oder der sturmgeprägte Segeltörn über den Atlantik. Für all das fehlen mir nicht der Mut und der Sinn fürs Abenteuer, sondern schlicht und ergreifend die Lust.