Ab und zu – reicht!

Unsere Kinder schenkten mir vergangenes Jahr eine Orchidee – in voller Blüte. Ich weiß, dass Orchideen irgendwie besonderer Pflege bedürfen, dann aber sehr lange blühen. `Oh, je´, dachte ich also, `ich weiß nicht, wie ich diese exotische Pflanze richtig pflege.´ Obwohl ich mich im Internet schlau las, passierte mir ein Anfängerfehler: Ich wässerte die Orchidee zu großzügig, und sehr bald fielen sämtliche Blüten ab, ohne welk zu sein. Trotzdem behielt ich die Pflanze – machte mir aber deutlich weniger Stress wegen der `richtigen Pflege´. Ich goss die Orchidee ab und zu und dachte sonst nicht weiter über sie nach. Einige Monate später zeigte sich ein neuer Trieb. Aus kleinen Knospen wurden große: Seit etwa zwei Wochen blüht sie wieder, meine Orchidee. 

Ich weiß noch immer nicht, wie ich diese exotischen Pflanzen richtig pflege; vielleicht ist auch dieses Blühen nur von kurzer Dauer – egal: Ich freue mich an den Blüten, gieße die Orchidee ab und zu und denke sonst nicht weiter über sie nach. Das war schließlich schon einmal genau die richtige Einstellung!

Korrektur – nicht immer angenehm

Normalerweise halte ich mich für differenziert und ausgewogen. In einem Gespräch mit meinem Mann lasse ich mich zu einer – wie er sagt – `scharfen Aussage´ hinreißen. Er weist mich darauf hin; ich nehme sie nicht zurück. Daraufhin streicht er mir mit freundlichen Worten etwas auf mein Selbstbild: Ich sei weder differenziert noch ausgewogen, sondern radikal und einseitig – zumindest in dieser speziellen Frage. Ich bin nicht sicher, ahne jedoch, dass er (wie meist) mindestens ein bisschen recht hat. Mit dieser differenzierten Korrektur meiner unausgewogenen Selbstwahrnehmung muss ich erstmal zurechtkommen.

Keine Angst!

Unser Wirtschaftsminister beklagt, dass junge Menschen keine Kinder mehr bekommen wollen. Er könne es aber verstehen – die Angst vor dem Klimawandel sei schuld. Ich glaube, dass Robert Habeck das vollkommen ernst meint und seine Sichtweise in sich stimmig ist. Dennoch finde ich sein Bedauern zumindest ein bisschen verlogen: Diese Angst vor den todsicheren Folgen des Klimawandels wird vor allem von seiner Partei geschürt.

Wohin sie führen kann, las ich kürzlich in einem Leserbrief: „Eines der klimaschädlichsten Dinge, die Mann oder Frau tun können, ist es, Kinder zu bekommen. Wir brauchen nicht mehr, sondern weniger Kinder. Es gibt wohl genug Menschen auf dieser Welt, die gerne zum Arbeiten und Leben zu uns kommen würden.“ Natürlich stimmt die Aussage so nicht: Kinder sind nicht per se klimaschädlich. Und dass `genug Menschen´ Schlange stehen, um unsere Zukunft zu sichern, glaubt die Verfasserin der Zeilen wahrscheinlich selbst nicht. Als wären Menschen beliebig um- und anzusiedeln, um bei uns in Deutschland zu arbeiten – und Heimat, soziales Umfeld und kulturelle Unterschiede spielten keine Rolle. Aber ich halte die Sicht der Leserin nicht nur für falsch, sondern auch für kurzsichtig und naiv – freundlich ausgedrückt: Zu welchen Problemen eine verordnete Geburtenreduzierung langfristig führen kann, erleben gerade die Chinesen.

Natürlich kann Robert Habeck nichts dafür, dass Menschen so undifferenzierte Dinge raushauen. Er selbst sollte es allerdings nicht tun! Denn Klimaschutz wird nicht dadurch möglich, dass wir unseren Energiebedarf allein durch Wind, Wasser und Sonne decken und mit E-Autos durch die Gegend fahren. Auch die erneuerbaren Energien sind weder alternativlos noch nebenwirkungsfrei – und vor allem nicht umsonst zu haben. (Strom kommt nur für den aus der Steckdose, der sich über größere Zusammenhänge keine Gedanken macht.) Der Klimawandel ist ein hoch komplexes Thema, dasselbe gilt für den Klimaschutz: Selbst Experten kennen immer nur einen Teilaspekt, erst viele verschiedene Sichtweisen ergeben das große Ganze. 

Ich wünschte mir, dass Politiker verantwortlich genug wären, sich zurückzuhalten mit einfachen und radikalen `Wenn – dann – Aussagen´. Vor allem sollten sie offen sein: für die Angst der Klimaaktivisten ebenso wie für Wissenschaftler, die in der Erderwärmung nicht die größte Katastrophe sehen, die möglichst schnell verhindert werden muss und kann. Auch die Interessen der Industrie spielen eine Rolle sowie die finanziellen Möglichkeiten von Otto-Normalverbraucher. Politiker müssen besonnene und umsetzbare Entscheidungen treffen. Angst ist dabei kein guter Ratgeber. Wer ängstlich ist, denkt zu wenig über die Folgen seines Tuns nach und verfällt in Aktivismus. Und das ist wahrscheinlich genau der Grund, warum wir in einer Situation sind, die manche jetzt um jeden Preis und sofort verändern wollen.

Lars Bengtsson, ein Klimaforscher mit einem differenzierten Blick, schlägt etwas anderes vor, als sich von Angst beherrschen zu lassen: Junge Menschen sollten sich lieber intensiv mit dem Klimasystem beschäftigen. Denn Wissen ist seiner Meinung nach das beste Medikament gegen `Klimaangst´. Er hat Recht, denke ich: So viel Zeit muss sein. Wir sollten sie uns nehmen und aufhören, auf die schnelle Lösung zu drängen – zumal für ein Problem, das mehr Facetten hat, als man in einen Leserbrief (oder auf ein Pappschild) schreiben kann.

Schnee

Es fallen ein paar Schneeflocken, die kaum liegenbleiben. Aus den mickrigen Überbleibseln baut meine Tochter einen Schneemann; mein Sohn sucht vergeblich nach einer Schneehose und geht dann ohne raus. Egal wie alt sie sind: Für meine Kinder ist Schnee eine seltene, aber sehr willkommene Beigabe zum Winter – und lässt sich auch in klitzekleinen Mengen zu einem Schneemännchen verarbeiten.

(Machen) lassen!

Ich bekomme mit, wie im Kiosk eine Frau sechs Hemden abgibt – zum Bügeln. Sie kann sie in einer Woche wieder abholen und dafür bezahlen. Ich frage mich, wieso sie die Hemden nicht selbst bügelt. `Bügeln´, denke ich, `das kann doch wohl jeder.´ Während ich innerlich den Kopf schütteln will, fällt mir ein, dass ich manchmal etwas zur Schneiderin bringe: gerissene Nähte, zu weite Hosen und Reißverschlüsse, die ausgetauscht werden müssen. Ich warte dann selbstverständlich auf meine Sachen und bezahle für die Reparatur. Dabei könnte wohl so mancher denken: `Nähen, das kann doch wohl jeder.´

Die Frau lässt ihre Hemden bügeln, ich lasse für mich nähen – und beide lassen wir hoffentlich die andere machen!

Vom rechten Loben

Irgendwo heißt es, wir könnten gar nicht genug loben. Ich frage mich, ob das stimmt. 

Irgendwann macht man alles zum ersten Mal – in der Regeln nicht besonders gut. Von mir aus stehe ich unbekannten Herausforderungen erstmal skeptisch gegenüber, weil ich weiß: Ich kann das nicht. Es ist möglich, dass ich meine Fähigkeiten UNTER-schätze, weil ich etwas nicht ausprobiere.

Ich traue mir mehr zu, wenn jemand mich lobt, meine Stärken sieht und mich motiviert – mich also WERT-schätzt. Wahrscheinlich schaffe ich dann sogar mehr, als ich vorher dachte. Dadurch verändert sich meine SELBST-Einschätzung: Ich glaube an mich und erkenne, was möglich ist, wenn ich mich wirklich bemühe.

Nicht ganz so optimal ist es, wenn übertriebenes Lob meine auch vorhandenen Schwächen übersieht. Das verzerrt möglicherweise meine SELBST-Einschätzung; es kann passieren, dass ich mich buchstäblich ÜBER-schätze. 

Aus diesem Grund ist es hilfreicher, auch ehrlich zu sein und nicht nur nett.

Die Kraft, die in mir steckt

Mein Sohn sagt, Durchhalten fange im Kopf an. Das ist wahr. Ich merke es jedesmal, wenn ich morgens eine Planke mache: Mindestens die letzte Minute schaffe ich nicht, weil mein Körper so kräftig ist, sondern weil mein Geist weiß: „Ich kann noch ein bisschen länger!“

Bei Wind und Wetter? Von wegen!

Vor dem Supermarkt treffe ich einen Bekannten. „Du fährst bei Wind und Wetter Fahrrad!“ In seinen Worten schwingt eine gewisse Bewunderung mit – die ich diesmal nicht verdient habe: Es sind fast zehn Grad, kaum Wind, kein Regen(-Wetter). Was letztlich stimmt, ist: „Du fährst Fahrrad!“ Und das ist nun wirklich keiner Bewunderung wert. (Ich radle zwar auch bei Wind und Wetter, aber das ist eine ganz andere Geschichte!)

Verwöhnt?

Ein General oder jedenfalls einer vom Militär sagt, die Deutschen seien `friedensverwöhnt´: In der Regel gebe es Soldaten, weil es etwas zu kämpfen gebe – dabei werde auch gestorben. Es klingt ein wenig so, als sollten wir uns angesichts von Kriegstoten nicht so haben. Aber gestorben wird auch ohne Krieg! Und jeder Tote hinterlässt Menschen, die ihn lieb hatten und um ihn trauern. Ich jedenfalls bin lieber friedensverwöhnt als kriegsabgestumpft.

Ein Chef, ein guter Chef!

`Ein Freund, ein guter Freund, das ist das schönste, was es gibt auf der Welt´, so heißt es in einem alten Schlager. Wenn ich meinen berufstätigen Bekannten glauben darf, gilt das so ähnlich auch für Chefs: Ein guter Chef ist für die berufliche Zufriedenheit oft mehr als die halbe Miete. Schade nur, dass es so schwer zu sein scheint, ein guter Chef zu sein – es erfordert besondere Begabungen. Vor allem muss man mit Menschen zu tun haben wollen, ihre Stärken und Schwächen erkennen, sich ihnen gegenüber freundlich verhalten und wertschätzend und bereit sein, auch in schwierigen Situationen hinter seinen Mitarbeitern zu stehen. Als Chef muss man Menschen manchmal herausfordern oder sogar auf den Pott setzen und die Marschrichtung festlegen. Mitarbeiter werden sich erst dann gern etwas von ihrem Chef sagen lassen, wenn sie sich bei ihm in guten Händen wissen – so ähnlich gilt das auch für Freunde …