Egal, ob kurz oder lang

`Kurz angebunden´ kommt nicht gut an, und möglichst kurze Nachrichten sind gern mal inhaltsarm; aber wer sich kurzfassen kann, erreicht seine Zuhörer! Wohl dem, der in wenigen Worten sagen kann, worauf es ankommt!

`Langatmig´ kommt nicht gut an, und langweilige Sprachnachrichten sind gern mal nervig; aber wer lebendig erzählen kann, erreicht seine Zuhörer. Wohl dem, der weiß, auf welche Worte es ankommt!

(K)eine blöde Kuh

Auf meiner Laufrunde treffe ich eine Freundin; sie schiebt ihr Fahrrad und sieht unglücklich aus. „Irgendeine Kuh hat mir mein Fahrrad auseinandergenommen“, sagt sie. Welche blöde Kuh denn bitte – hier ist niemand zu sehen. Außerdem sind derart drastische Worte sonst nicht ihre Art. Mein Gesichtsausdruck ist offenbar ein einziges Fragezeichen, denn meine Freundin ergänzt: „Ich hab´ nur mein Fahrrad abgespritzt, dann kurz angelehnt und im Stall Futter nachgeschoben. In der Zeit hat eine Kuh das Vorderrad ausgebaut und das Schutzblech verbogen.“ Ich fange an zu grinsen, denn es geht nicht um irgendeine blöde Kuh, sondern wortwörtlich um eine ihrer 70 Schwarzbunten. Und blöd ist diese Milchkuh offensichtlich auch nicht – sie hat schließlich ganze Arbeit geleistet.

Reife Entscheidung

„Die kürzesten Wörter, nämlich `ja´ und `nein´, erfordern das meiste Nachdenken.“
Pythagoras von Samos, griechischer Philosoph

Manchmal bin ich mir meiner Sache ganz sicher – und entscheide schnell und spontan. Wenn es um mehr geht und etwas schwerwiegendere Folgen hat, befrage ich sowohl Verstand als auch Gefühl. Eile kann diesen Prozess nicht beschleunigen, im Gegenteil: Zeitdruck verursacht bei mir einen verkrampften Tunnelblick, der mich mental lähmt und körperlich anspannt. Für eine ausgewogene Antwort brauche ich (wie der Philosoph) Ruhe und Muße. Entsprechend trete ich innerlich einen Schritt zurück, ignoriere alle Dringlichkeit und konzentriere mich bewusst auch auf andere Dinge. Erst dann kommt hinsichtlich des ursächlichen Problems wieder etwas in Gang – und in mir reift (wie nebenbei) eine klare Entscheidung.

Einfach genial

Manche Aquarelle von August Macke sehen so einfach aus, dass man meint, jeder könnte so malen. Aber es kommt eben nicht jeder auf die Idee, Alltagsszenen in derart knalligen Farben und mit wenigen Formen aufs Papier zu bringen.

„Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“, hat Loriot gesagt. Ein kurzer Allerweltsatz, denkt man, und so einfach. Aber es ist eben nicht jeder in der Lage, einer ernst gemeinten Aussage eine derartige Komik zu verleihen.

Weniger ist mehr, heißt es: Wie wahr! Noch so ein Satz – einfach genial!

Schwere Entscheidung

„Wer jede Entscheidung zu schwernimmt, kommt zu keiner.“
Harold Macmillan

Ich weiß eigentlich schon meistens, was ich will, aber mich dann dementsprechend zu verhalten, empfinde ich als herausfordernd: Ich möchte niemanden übergehen und mir andere Optionen offenhalten. Dabei liegt es nicht in meiner Hand, ob jemand sich aufgrund meiner Entscheidung übergangen fühlt; und auf zwei Hochzeiten kann man nicht tanzen.

Auf jeden Fall dauert es bei mir oft lange, bis ich einer Entscheidung Taten folgen lasse. Das ist ärgerlich, denn gedanklich bin ich entsprechend lange damit beschäftigt – und dabei nicht nur fröhlich: „Wer jede Entscheidung zu schwernimmt, bekommt schlechte Laune.“

Inspirierend

Ich telefoniere mit einer Freundin, die ich lange nicht gesehen habe. Sie hat eine Autoimmunerkrankung und kann von Jahr zu Jahr weniger, aber das ist nur am Rande Thema. Stattdessen reden wir über alles Mögliche sonst, auch über unsere Kinder und meinen Job. Sie fragt interessiert nach und klagt wenig bis gar nicht: „Wenn ich mich von meiner Krankheit runterziehen lasse, geht es mir auch nicht besser …, aber manchmal jammere ich auch, glaub mir.“ Am Ende ermutigt sie mich hinsichtlich einer Entscheidung, die bei mir in den nächsten Wochen ansteht.

Ich bewundere ihre grundsätzlich positive Sicht, auf das, was noch geht, ihre unerschütterliche Entschlossenheit, irgendwie in Bewegung zu bleiben, und ihr ehrliches Interesse. Davon kann ich mir eine Scheibe abschneiden – und das, obwohl ihr Alltag so viel beschwerlicher ist als meiner.

Neugier oder Desinteresse?

Ich frage meine Kinder alles Mögliche, weil es mich interessiert. Manchmal erzählen sie bereitwillig, manchmal bekomme ich sehr kurze Antworten – und sofort komme ich mir neugierig vor. Worin aber unterscheiden sich Interesse und Neugier, sprich: Wieso will ich wissen, wonach ich frage? Die Antwort ist schwierig – meine Beweggründe sind mir selbst nicht immer vollkommen klar.

Weil ich weder als neugierig wahrgenommen werden noch neugierig sein möchte und außerdem die Auskunftsbereitschaft meiner Kinder respektiere, frage ich manchmal bewusst nicht nach. Sie könnten es als Desinteresse auffassen – auch nicht schön und vor allem (soweit ich mich selbst einschätzen kann): nicht wahr! Aber was bleibt mir übrig? Ich muss wählen, mit welchem Makel ich besser leben kann.

Einstellungssache

Murrend putzen – oder mit einem Lied auf den Lippen.
Kritisch die Mängel aufzeigen – oder Unterstützung anbieten und anerkennen, was gelungen ist.
Genervt zum x-ten Mal dieselbe Frage beantworten – oder geduldig bleiben und für den anderen nach Eselsbrücken suchen.
Bei jedem Schluck des zu dünn geratenen Kaffees die Miene verziehen – oder lächelnd eine Tasse mittrinken.
Loben und innerlich platzen vor Neid – oder sich ehrlich mitfreuen, wenn jemand etwas gut gemacht hat.

Womit ich konfrontiert bin, ist manchmal nicht zu ändern; was ich daraus mache, ist eine Frage der Einstellung – und macht den Unterschied.

Muttertag

Pünktlich zum Muttertag steht ein Artikel in der Zeitung. In ihm geht es um ein Buch, das von Frauen handelt, die bewusst und freiwillig keine Kinder bekommen; die Autorin ist selbst auch eine von ihnen. Sie, sagt, sie wolle Mütter keineswegs gegen Nicht-Mütter ausspielen, beide Lebenskonzepte sollten gleichberechtigt sein. Den Muttertag sehe sie aber kritisch: Er würde das Bild der Mutter als Frau verfestigen, die sich um alles kümmere, Liebe ausschütte und die Familie zusammenhalte. Die Frau aber, die hinter der Mutter steckt, werde ignoriert – und das sei oft eine Frau, die sich ohnmächtig fühle, die wütend sei und der Altersarmut drohe.

Hier malt eine Nicht-Mutter einseitig ein sehr negatives Bild vom Muttersein und behauptet dann auch noch, es träfe oft zu – eine steile These. Ich kann ihr OFT weder bestätigen noch widerlegen. Aber ich als glückliche Mutter treffe eher selten auf Mütter, die dermaßen unzufrieden sind. Und ich bin mir sehr sicher, dass Mütter noch seltener ihre Kinder für Ohnmacht, Wut und drohende Altersarmut verantwortlich machen. Es sind eher die Umstände, die ihnen das Leben schwer machen. (Außerdem lassen sich die Probleme von Müttern nicht dadurch lösen, dass diese von vornherein keine Kinder bekommen …)

Passenderweise kritisiert die Autorin dann auch noch das traditionelle Familienbild. Es halte sich hartnäckig, sagt sie – zu Unrecht: Schließlich werde rund jede dritte Ehe in Deutschland geschieden und die Zahl alleinlebender Menschen steige kontinuierlich an. Ich finde den Gedanken unlogisch: Es ist nicht deshalb automatisch etwas schlecht und überholt, nur weil wir es nicht mehr hinbekommen – im Gegenteil. Menschen sehnen sich nach Beziehungen und wünschen sich verbindliche Gemeinschaft. Aus diesem Grund hat wohl auch die Autorin einige gute Freundinnen. Das ist schön. Freundinnen sind auch für Mütter wichtig – allerdings keine, die Kinder vor allem als Einschränkung der Lebensqualität betrachten.

Reden und reden lassen … 

Kommunikation ist keine leichte Sache; das Missverständnis ist der Normalfall. Andererseits geht es auch nicht ohne. Wir können keine Gedanken lesen und müssen deshalb weiter reden, zuhören und vor allem: Verständnis haben wollen. Zwischendurch zu lachen wirkt Wunder – ich habe es selbst probiert!