Alter Ego

I am not at home, but as far away as I could possibly be – down under again. Talking to my friends here in Australia is easy because we connect as we did 31 years ago. On the second day our conversation touches the concept of `alter ego´. What does this even mean in German, I ask myself, let alone in English. I struggle a little, but still we have this kind of philosophical discussion. How our inner self, our true personality (or our inseparable friend as the English dictionary puts it) sometimes gets buried underneath the person we have to be: on duty, functioning, (overly) polite, and also not able or willing to reveal everything about us towards anybody we get together with … and so on and so forth.

Our talk lasts half an hour or longer, all the while my host makes a cake, her daughter going in and out the garden, and also her mother putting her book away and contributing to our conversation. After a while we assume that to be away from our normal everyday life can help to find our alter ego and to engage with our inner personality. For the whole time I enjoy myself a lot: probably because part of my alter ego is this philosophical person – a quality in me which appears while I am not at home but as far away as I could possibly be.

It will be interesting what other qualities will resurface while I´m here.

Deutsche Sprache, schwere Sprache

„Bitte kein Fahrrad vor dem Geschäft stellen“, lese ich auf einem selbst geschriebenen Schild in der Innenstadt. Das, denke ich, vor das Geschäft stellen, muss es heißen. Oder aber kein Rad vor dem Geschäft ab– oder hinstellen – und sich selbst bitte gern anstellen oder auch in dem Geschäft vorstellen.

Ich kann jeden Nicht-Muttersprachler verstehen, der hier durcheinanderkommt.

Vorsicht mit Worten

In mehreren Zeitungsartikeln, die sich mit der vergangenen Corona-Zeit befassen, lese ich von Impfgegnern. Jedesmal klingt es abfällig wie ein Schimpfwort – und steckt Menschen pauschal in eine Schublade. Impfgegnern traut man zu, Alu-Hut-Träger, rechtsradikaler Demonstrant und/oder Corona-Leugner zu sein, gern auch demokratiefeindlich. Sehr wahrscheinlich ist nichts davon wahr, aber das Szenario im Kopf ist eindeutig negativ konnotiert. Dabei wissen wir nicht erst heute: Die mit Impfgegner Titulierten haben weder die Pandemie verlängert noch andere gefährdet und auch keine Umsturzpläne geschmiedet. Schlimmstenfalls erhöhten sie ihr eigenes Ansteckungsrisiko – freiwillig und völlig legitim. Jegliches unfreundliche Kategorisieren war und ist also fehl am Platz.

Im Zusammenhang mit Corona ist das Wort Impfgegner außerdem undifferenziert: Diejenigen, die sich nicht gegen Covid-19 impfen ließen, sind keineswegs alle Gegner des Impfens allgemein. Die Zahl der tatsächlichen Impfgegner, die Impfungen grundsätzlich ablehnen, ist verschwindend gering. Und auch diese bewegen sich in den meisten Fällen auf legalem Boden. Den Begriff Impfgegner hinsichtlich der Pandemie noch immer zu bemühen ist mindestens unglücklich – vielleicht sogar missbräuchlich. Schwarz auf weiß macht es nicht besser.

Begrenzte Medienkompetenz

Mir begegnet eine Schulklasse auf dem Weg irgendwohin; ich schätze, es ist eine fünfte oder sechste Klasse. Das Schüler-Feld ist weit auseinander gezogen: Sie gehen in Gruppen zu zweien oder dreien, wenige sind allein. Die meisten von ihnen starren dabei auf ihr Handy, gesprochen wird kaum. Das können die Eltern doch nicht wollen, denke ich. Es fällt eindeutig nicht unter die oft zitierte Medienkompetenz. Diese ist nämlich nicht dadurch erreichbar, dass Kinder immer mehr und immer früher digitale Geräte benutzen. Kompetent ist jemand, der das tatsächliche Miteinander ebenso souverän beherrscht wie das über Funk. Nicht viel Übung macht hier den Meister, sondern stattdessen Einsicht und Selbstdisziplin. Kinder brauchen dafür Hilfe in Form von Grenzen, wie zum Beispiel Handy-freien Orten oder Zeiten. Als Nebeneffekt entwickeln sie dann Kreativität und Gelassenheit – und können sich an der realen Welt erfreuen, auch wenn in der Hosentasche die digitale lockt.

Jammern auf hohem Niveau

Zwei Frauen im Supermarkt unterhalten sich: „Rate mal, wie viel wir zurückerstattet bekommen haben“, höre ich, „1.000 Euro dafür, weil wir darauf hinwiesen, dass die Zimmer nicht genauso aussahen wie auf den Bildern im Prospekt.“ Wer fragt, gewinnt; wer sich beschwert, wird belohnt – ein typisches Beispiel für Jammern auf hohem Niveau.

Verschieden

„Das sind zwei verschiedene Sachen, über die wir reden“, sagt mein Mann. Wenn wir zum Beispiel streiten, vermische ich gern zwei Dinge: die Meinungsverschiedenheit selbst und unseren bisweilen sehr unterschiedlichen Umgang damit. Ich werde emotional; mein Mann dagegen bleibt (stur) bei der Sache – und bringt mich damit vollkommen unabsichtlich zusätzlich in Rage.

Einzige Lösung: Ich bemühe mich um mehr Sachlichkeit, mein Mann um mehr Empathie – im Eifer des Gefechts mit mäßigem Erfolg. Alte Muster sind schwer zu durchbrechen, aber wir arbeiten daran.

Team-Arbeit: unvollständige Liste

Im Team lastet die Arbeit auf mehreren Schultern.
Im Team entstehen viel mehr Ideen.
Im Team hat man mehr Spaß.
Im Team entwickelt sich eine eigene Dynamik und beflügelt der eine den anderen.
Im Team kann sich der Einzelne ab und an zurücklehnen.
Im Team kann man sich seinen Stärken gemäß einbringen – und die Aufgaben, die einen überfordern, anderen überlassen.

Im Team muss man sehr viel ganz klar kommunizieren, ziemlich oft.

Vom Gendern

Die korrekte Anrede ist derzeit ein höchst umstrittenes Thema: Die einen finden sie unabdingbar, den anderen geht sie auf den Keks. Der Gedanke dahinter scheint berechtigt: Menschen sichtbar machen, die sonst nicht gesehen werden. Ob das jedoch dadurch geschieht, dass man jeden ganz genau richtig anredet – ich bezweifle es. Persönlich halte ich das Gendern in den meisten Fällen für ein Luxusproblem von Menschen, die keine echten Probleme haben. 

Natürlich wird niemand gern übergangen. Und keiner möchte in eine Schublade gestopft werden, in die er nicht zu gehören meint – auch klar. Aber es ist meiner Meinung nach keine gute Idee, deswegen für jeden eine eigene Schublade einzurichten. Als wäre das Schlimmste, was uns passieren kann, dass wir im öffentlichen Sprachgebrauch zu einer großen Menge gehören – oder in ihr untergehen. Wer so denkt, hat den Kern menschlichen Zusammenlebens nicht verstanden: Viele schwache Individuen profitieren idealerweise davon, Teil einer starken Gemeinschaft zu sein.

Ob der Einzelne gesehen wird, hat wenig zu tun mit der korrekten Anrede auf einem Briefkopf oder in den Nachrichten, im Gegenteil: Diese bemühte Anpassung der Sprache – letztlich gegen den Wunsch einer großen Mehrheit – erweist der Integration der betroffenen Minderheit einen Bärendienst. Menschen individuell gerecht zu werden findet im persönlichen Miteinander statt: andere ernst nehmen (wie abgefahren auch immer sie mir vorkommen), respektvoll zuhören, Rücksicht nehmen, nachfragen, Interesse zeigen …

Will ich gar nicht wissen!

Auf dem Parkplatz vor einem Supermarkt steigt eine junge Frau aus einem Auto, von dessen Heckscheibe mir ein kurzer Satz ins Auge springt. Er ist vulgär, oberflächlich und provokativ. Die Frau sieht selbstbewusst und cool aus – wie es in ihrer Seele aussieht, weiß ich natürlich nicht. Mir wäre es eher peinlich, aus diesem Auto zu steigen. Denn weder mag ich solch obszöne Formulierungen noch würde ich sie derart sendungsbeflissen auf meinem Auto spazieren fahren. An die Frau kann ich mich schon ein paar Tage später nicht mehr erinnern; aber der kurze Satz begleitet mich noch eine ganze Weile: Gerade blöde Sprüche sind unnötig, bleiben aber leider gut im Gedächtnis hängen (und werden deshalb jetzt und hier nicht wiedergegeben). 

Ansprechendes Drumherum

Bei Frederick Buechner lese ich, dass die ersten zwei Minuten einer Rede oder einer Predigt die entscheidenden sind: Am Anfang sind die Zuhörer noch ganz Ohr. Mit dem Einstieg, mit den ersten Worten, schreibt Buechner, entscheidet sich, ob die Leute uns wirklich zuhören oder stattdessen gedanklich abschweifen.

Ich glaube, Buechner hat Recht. Man kann seine Zuhörerschaft schneller verlieren, als man einen interessanten Gedanken formuliert hat. Es gilt: Das Drumherum, das `Wie´ – lustig, persönlich, provozierend, optisch anspruchsvoll illustriert – muss ansprechend sein. Denn es ist fast ebenso wichtig wie der Inhalt, um den es geht. Darüber kann man traurig sein oder erschrecken; es bleibt eine Tatsache: Wenn wir die Menschen langweilen, werden sie uns nicht zuhören, selbst wenn wir etwas GANZ WICHTIGES zu sagen haben. Deshalb sollten wir uns auf eine Präsentation nicht nur inhaltlich, sondern auch auf das Drumherum gut vorbereiten.