Noch eine Postkarte? Ja!

Ich beschreibe und verschickt eine Menge Postkarten und bin froh, dass so eine große Auswahl existiert. Überall, wo ich bin, suche und finde ich neue Karten – und nehme sie mit. In meinem Schrank steht eine Vorratskiste voller Nachschub für alle möglichen Anlässe. Offenbar teilt meine Nichte diese Leidenschaft: Vor ein paar bekam ich gleich drei Karten aus ihren Altbeständen. Natürlich ist mir die gestaltete Vorderseite weniger wichtig als das, was meine Nichte persönlich draufschreibt. Dennoch bringen mich kluge, witzige oder/und optisch schöne Karten sehr zuverlässig zum Lächeln. Ich fände es großartig, selbst welche zu kreieren – obwohl einiges dagegen spricht: Wahrscheinlich gibt es auf dem Kartenmarkt nichts, was es nicht gibt; wieso sollte gerade mir noch die eine super Idee kommen? Außerdem verschickt kaum noch jemand handschriftliche Grüße … Alles egal: Ich würde trotzdem gern Postkarten erschaffen, die Menschen zum Lächeln bringen – auch wenn sie hinterher für den Fall der Fälle in einem Vorratskarton landen. 

Treffend formuliert?

Es ist sehr warm; entsprechend kleide ich mich: kurzer Rock, Top, Schuhe ohne Socken. Eine Freundin begrüßt mich mit den Worten: „Oh, du siehst aber freizügig aus!“ Erschrocken schaue ich an mir herunter und greife mir ans Dekolleté. Mein entsetzter Blick scheint Bände zu sprechen; auch meine Freundin merkt, dass ihre Formulierung nicht zutrifft: „Ach, Quatsch, da habe ich ein völlig falsches Wort aus der Kiste gezogen; ich meinte … äh, luftig – und bei dem Wetter genau richtig.“

Ich bin beruhigt; in diesem Fall war die Wortwahl ganz offensichtlich völlig daneben. Eine andere Begebenheit kommt mir in den Sinn, in der ich ähnlich erschrocken auf die Bemerkung eines anderen reagiert hatte: Damals bezeichnete mich jemand als `alte Meckerzicke´ – und ich fragte mich noch lange danach, ob und inwiefern diese Formulierung auf mich zutrifft.

Egal, ob kurz oder lang (2)

Kurznachrichten, auf die Schnelle abgeschickt, haben Konjunktur. Es ist, als würden wir unbedingt in derselben Zeit mehr unterbringen wollen – und merken nicht, dass etwas auf der Strecke bleibt. Meine (vielleicht steile) These: Wer eilig ist, bleibt oberflächlich.

Andererseits ist `ausführlich´ nicht automatisch tiefgehend. Manche Menschen reden viel, ohne wirklich etwas zu sagen – nicht nur Politiker, die das vielleicht bewusst und aus taktischen Gründen tun.

Wer wirklich etwas weitergeben möchte, muss seine Worte bewusst wählen – ob lang oder kurz ist dann zweitrangig. Aber den wenigsten von uns ist es in die Wiege gelegt, klar und verständlich zu formulieren. Man muss es lernen: am besten schon im Elternhaus. Dietrich Bonhoeffers Vater war seinen Kindern diesbezüglich ein guter Lehrer: „Seine Ablehnung der Phrase hat manchen von uns zu Zeiten einsilbig und unsicher gemacht, aber erreicht, dass wir als Heranwachsende an Schlagwörtern, Geschwätz, Gemeinplätzen und Wortschwall keinen Geschmack mehr fanden …“ Offensichtlich war diese `gute Schule´ kein Spaziergang, sondern mühselig und bisweilen unangenehm. Meine zweite (vielleicht steile) These: Der Weg des geringsten Widerstandes ist nicht unbedingt der, der zum Ziel führt. Oder, wie ein Freund von uns treffend formuliert: Können kommt von üben!

Egal, ob kurz oder lang

`Kurz angebunden´ kommt nicht gut an, und möglichst kurze Nachrichten sind gern mal inhaltsarm; aber wer sich kurzfassen kann, erreicht seine Zuhörer! Wohl dem, der in wenigen Worten sagen kann, worauf es ankommt!

`Langatmig´ kommt nicht gut an, und langweilige Sprachnachrichten sind gern mal nervig; aber wer lebendig erzählen kann, erreicht seine Zuhörer. Wohl dem, der weiß, auf welche Worte es ankommt!

(K)eine blöde Kuh

Auf meiner Laufrunde treffe ich eine Freundin; sie schiebt ihr Fahrrad und sieht unglücklich aus. „Irgendeine Kuh hat mir mein Fahrrad auseinandergenommen“, sagt sie. Welche blöde Kuh denn bitte – hier ist niemand zu sehen. Außerdem sind derart drastische Worte sonst nicht ihre Art. Mein Gesichtsausdruck ist offenbar ein einziges Fragezeichen, denn meine Freundin ergänzt: „Ich hab´ nur mein Fahrrad abgespritzt, dann kurz angelehnt und im Stall Futter nachgeschoben. In der Zeit hat eine Kuh das Vorderrad ausgebaut und das Schutzblech verbogen.“ Ich fange an zu grinsen, denn es geht nicht um irgendeine blöde Kuh, sondern wortwörtlich um eine ihrer 70 Schwarzbunten. Und blöd ist diese Milchkuh offensichtlich auch nicht – sie hat schließlich ganze Arbeit geleistet.

Neugier oder Desinteresse?

Ich frage meine Kinder alles Mögliche, weil es mich interessiert. Manchmal erzählen sie bereitwillig, manchmal bekomme ich sehr kurze Antworten – und sofort komme ich mir neugierig vor. Worin aber unterscheiden sich Interesse und Neugier, sprich: Wieso will ich wissen, wonach ich frage? Die Antwort ist schwierig – meine Beweggründe sind mir selbst nicht immer vollkommen klar.

Weil ich weder als neugierig wahrgenommen werden noch neugierig sein möchte und außerdem die Auskunftsbereitschaft meiner Kinder respektiere, frage ich manchmal bewusst nicht nach. Sie könnten es als Desinteresse auffassen – auch nicht schön und vor allem (soweit ich mich selbst einschätzen kann): nicht wahr! Aber was bleibt mir übrig? Ich muss wählen, mit welchem Makel ich besser leben kann.

Einstellungssache

Murrend putzen – oder mit einem Lied auf den Lippen.
Kritisch die Mängel aufzeigen – oder Unterstützung anbieten und anerkennen, was gelungen ist.
Genervt zum x-ten Mal dieselbe Frage beantworten – oder geduldig bleiben und für den anderen nach Eselsbrücken suchen.
Bei jedem Schluck des zu dünn geratenen Kaffees die Miene verziehen – oder lächelnd eine Tasse mittrinken.
Loben und innerlich platzen vor Neid – oder sich ehrlich mitfreuen, wenn jemand etwas gut gemacht hat.

Womit ich konfrontiert bin, ist manchmal nicht zu ändern; was ich daraus mache, ist eine Frage der Einstellung – und macht den Unterschied.

Reden und reden lassen … 

Kommunikation ist keine leichte Sache; das Missverständnis ist der Normalfall. Andererseits geht es auch nicht ohne. Wir können keine Gedanken lesen und müssen deshalb weiter reden, zuhören und vor allem: Verständnis haben wollen. Zwischendurch zu lachen wirkt Wunder – ich habe es selbst probiert!

„Na gut!“ oder „Nein danke!“

Mein Sohn hat abends kein Training. Unvorsichtigerweise beklagt er sich darüber in meiner Gegenwart. „Du kannst mit mir laufen gehen“, lade ich ihn ein, „danach fühlst du dich frisch.“ Er verdreht die Augen und sucht nach einer guten Ausrede. Als er keine findet, lässt er sich auf mein Angebot ein. Wie schön – für uns beide. Dennoch bin ich mir sicher, dass er mein Angebot beim nächsten Mal ausschlagen wird: Eine einzige Runde macht noch keinen Läufer.

Klar und deutlich

Jemand reagiert genervt auf meine Fragen (warum auch immer); ich ziehe mich zurück und weiche aus. Die Kommunikation ist gestört und wird kompliziert – ich bin befangen und scheine immer den falschen Zeitpunkt zu erwischen. Mit der Zeit werde ich unsicher und ärgere mich: So funktioniert das Miteinander nur mittelmäßig. Ich sollte ein klärendes Gespräch suchen, obwohl mir derartige Unterhaltungen nicht leichtfallen. Wie sag ich´s nur, denke ich – und was genau? Früher als gedacht, ergibt sich die Gelegenheit; ich ergreife sie (aufgeregt, aber entschlossen) und spreche an und aus, was mir Mühe macht. Es wirkt wie ein Gewitter, nur weniger erratisch: währenddessen überwältigend und durcheinander wirbelnd, danach ist die Luft zwischen uns wieder klar und sauber. Wie wunderbar! Ich will mir das merken – es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.