Von wegen `wahrscheinlich´

Seit einiger Zeit spielen wir mit Freunden unregelmäßig regelmäßig Doppelkopf. Die ersten beiden Begegnungen endeten damit, dass ich Letzte wurde. Das ist grundsätzlich kein Problem – ich bin über 50 und kann zivilisiert verlieren. Außerdem beruhigte mein Mann im Nachhinein meine aufkeimenden Selbstzweifel: „Kartenspiele sind immer auch Glückssache: Du hattest wahrscheinlich einfach `schlechte Karten´ und dann auch noch Pech mit den Bockrunden. Das lässt sich schlecht wieder aufholen.“ So weit, so gut – und Balsam für meine angeknackste Spielerseele. Mittlerweile haben wir uns ein paar weitere Male getroffen; das Resultat bleibt immer dasselbe: Sehr verlässlich werde ich Letzte. Das könnte natürlich in der Tat an `schlechten Karten´ liegen – ebenso wie die konstante Siegesserie einer Mitspielerin sich auf ihr `Kartenglück´ schieben ließe. Allerdings verstehe ich genug von Stochastik, um zu ahnen: Es ist sehr wahrscheinlich, dass bei einem Kartenspiel jeder mal `gute Karten´ bekommt. Eher un-wahrscheinlich ist es dagegen, dass nur ein Mitspieler immer `schlechte Karten´ auf der Hand hat. Von daher lassen sich meine Niederlagen nicht ausschließlich mit `Pech gehabt´ erklären – so tröstlich das für mich wäre.

Bei unserem letzten Spiel-Abend wurde ich Vorletzte. Ich werte das als einen Schritt in die richtige Richtung, der mir wahrscheinlich aufgrund `guter Karten´ gelang. Die bisherige Dauer-Siegerin hatte allerdings noch bessere – und blieb unerreichbar auf ihrem Thron. Ich kann zivilisiert verlieren, aber ein bisschen frustriert es mich doch.

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